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hierdurch die Bestimmbarkeit des Medienbegriffs tendenziell unterlaufen wird.
Dies gilt es, näher zu beleuchten.
Das »Latentbleiben der Medien in der Manifestation ihrer Botschaften« (Krämer
2008: 28) darf, wie Krämer insistiert hat, medientheoretisch nicht übergangen
werden. Die Sichtbarkeit der medial vermittelten Inhalte im Verhältnis zur Unsicht-
barkeit der Medien lässt sich nicht eigens beobachten, weshalb dieses Phänomen
nur anhand kontingenter Modelle der medialen Unsichtbarkeit thematisiert werden
kann. Diese Modelle haben zwar einen heuristischen Wert, aber in Bezug auf die
Bestimmung des Medienbegriffs lässt sich ihnen stets vorwerfen, den Blick auf
das Wesentliche der Medien zu verdecken. Die exemplarische und keineswegs
erschöpfende Rekonstruktion dreier Modelle der Unsichtbarkeit des Medialen –
Transparenz, Figur/Grund und blinder Fleck – wird zeigen, dass es nicht nur eine
Weise gibt, diese zu denken. Es steht weniger die prinzipielle Tatsache, dass Medien
in ihrem Gebrauch unsichtbar bleiben, einer Definition des Medienbegriffs im
Weg, als vielmehr der Umstand, dass Medien auf unterschiedliche Weise im Pro-
zess der Kommunikation unsichtbar bleiben und somit das Unsichtbare der Medien
– ausgehend vom medial Vermittelten – in verschiedenen Hinsichten thematisiert
werden kann.
Dem Medienbegriff wurde erstmals im Rahmen der aristotelischen Wahr-
nehmungstheorie eine zentrale Stellung zugewiesen.27 Als Medium werden die in
einem Zwischenraum (to metaxy) vermittelnden Elemente bezeichnet, die Wahr-
nehmung über eine Distanz hinweg ermöglichen, wie Aristoteles in Über die Seele
am Beispiel des Sehens erläutert:28
sich hierbei tatsächlich um einen negativen oder um einen bedingt positiven Theo-
rieansatz handelt.
27 | Aristoteles’ Gebrauch des Medienbegriffs unterscheidet sich nicht unmaßgeb-
lich von dem spätestens seit den 1950er Jahren geläufigen Verständnis von Medien
als Kommunikationsmittel. Hierauf hat Hans-Dieter Bahr mit der Feststellung
hingewiesen, dass weder Platon noch Aristoteles den dem deutschen Medium ent-
sprechenden griechischen Ausdruck meson dort gebrauchen, »[…] wo sie auf die
Laute der Stimme, die Buchstaben der Schrift, die Ziffern der Zahlen zu sprechen
kommen« (Bahr 1999: 272). Eine systematische Betrachtung solcher und anderer
Kommunikationsmittel als Medien erfolgt erst im 20. Jahrhundert. Wie Hoffmann in
seiner begriffsgeschichtlichen Studie zum Medienbegriff nachgewiesen hat, gilt es
dies mit einer Einschränkung zu versehen, denn bereits im ausgehenden 18. Jahr-
hundert wurde Sprache vereinzelt als Medium bezeichnet, wie er an den Schriften
von Herder und Hegel nachweist. Zu einer systematischen Betrachtung von Sprache
als einem Medium neben anderen kam es dennoch erst im 20. Jahrhundert (vgl.
Hoffmann 2002: 92).
28 | Die Wahrnehmungstheorie von Aristoteles distanziert sich sowohl von der
Eidola-Theorie der Atomisten als auch von der weit verbreiteten Sehstrahltheorie.
Eine kurze Darstellung dieser und anderer antiker Sehtheorien, die fĂĽr den aristote-
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Title
- Digitale Datenbanken
- Subtitle
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Author
- Marcus Burkhardt
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Size
- 14.7 x 22.4 cm
- Pages
- 392
- Category
- Informatik
Table of contents
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Ăśber Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242