Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Informatik
Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Page - 38 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 38 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Image of the Page - 38 -

Image of the Page - 38 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Text of the Page - 38 -

Digitale Datenbanken38 »Denn das Sehen kommt zustande dadurch, daß das Wahrnehmungsvermögen etwas erleidet. Unmöglich aber direkt seitens der gesehenen Farbe: so bleibt also, daß es seitens des Mediums geschieht, und es muß ein Medium geben; ist dieses leer, so wird nicht nur nicht deutlich, sondern überhaupt nicht gesehen.« (Aristoteles 1966: 419a) Zentrale Eigenschaft dieser vermittelnden Elemente ist ihre Durchsichtigkeit oder genauer ihre Transparenz: Sie bleiben im Verlauf der Wahrnehmung selbst unsicht- bar, denn nur dadurch ist es möglich, dass mittels des Mediums ein Anderes und nicht vielmehr der Mittler selbst wahrgenommen wird. Aristoteles bezeichnet diese Eigenschaft von Medien auch als Diaphanie, welche es ihnen deshalb erlaubt, visuelle, auditive, gustatorische, olfaktorische und taktile Reize zu übermitteln, da sie in der Lage sind »Formen ohne Materie aufzunehmen, wie das Wachs das Zei- chen des Ringes ohne das Eisen und das Gold aufnimmt« (Aristoteles 1966: 424a). Wahrnehmungsmedien funktionieren umso besser, je weniger sie sich im Prozess der Vermittlung selbst zeigen, d.h. im Umkehrschluss, je transparenter sie bleiben.29 Hinsichtlich der Frage nach den Modellen der medialen Unsichtbarkeit ist bemer- kenswert, dass Aristoteles diese am Modell der Transparenz respektive des Dia- phanen denkt.30 Dies hat Konsequenzen für eine Theorie der Medien, die sich an lischen Medienbegriff nicht weiter von Bedeutung sind, findet sich im ersten Kapitel von Lindbergs Studie Auge und Licht im Mittelalter (1987). 29 | Paradoxerweise war es nicht Aristoteles selbst, der den Medienbegriff in seiner Wahrnehmungstheorie eingeführt hat. Wie Walter Seitter (vgl. 2002: 22ff.) und Wolfgang Hagen (vgl. 2008) gezeigt haben, findet sich der Begriff Medium nicht in dem Originalmanuskript von Über die Seele. Es war Thomas von Aquin, der andert- halb Tausend Jahre später bei seiner Übersetzung des griechischen Textes ins Lateinische das Wort Medium in den Text hinein »interpoliert« (Hagen 2008: 14) hat. Doch ganz gleich, ob wir es hier mit einem Begriff zu tun haben, der auf Aristoteles oder auf Aquin oder sogar auf beide zurückzuführen ist, fest steht, dass in diesem Entwurf eines Medienkonzepts die These der Unsichtbarkeit der Medien eingeführt wurde, die hier als Funktionskriterium an die den Zwischenraum füllenden, ver- mittelnden Elemente formuliert ist. Für die Aristotelesrezeption erwies sich Aquins Transkription als überaus wirkmächtig und es ist letztlich auch diese Lesart, auf die in der heutigen Medientheorie rekurriert wird, wenn Aristoteles Medienkonzept in den Blick genommen wird. Auch wenn es sich hierbei nicht einfach um die Theorie eines Autors, sondern um ein »Palimpsest« (Hagen 2008: 17) handelt, darf man diesen Begriffsentwurf nicht voreilig zurückweisen. Vielmehr bleibt anzuerkennen, dass Medien, ganz gleich ob sie so genannt wurden oder nicht, in Über die Seele als Mitte und Mittler verstanden werden, die durchsichtig sein müssen, um etwas Anderes sichtbar werden zu lassen. 30 | Das Transparenzmodell ist medientheoretisch ungemein einflussreich. Es findet sich in der Bildtheorie Leon Battista Albertis, der das Bild mit einem Fenster ver-
back to the  book Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data"
Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Title
Digitale Datenbanken
Subtitle
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Author
Marcus Burkhardt
Publisher
transcript Verlag
Date
2015
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
392
Category
Informatik

Table of contents

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Digitale Datenbanken