Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Informatik
Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Page - 40 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 40 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Image of the Page - 40 -

Image of the Page - 40 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Text of the Page - 40 -

Digitale Datenbanken40 diese Transparenz zugeschrieben wurde. Entscheidend ist vielmehr, dass das Trans- parenzmodell zur normativen Unterscheidung von Medien herangezogen wurde, wodurch die geäußerte Vermutung, dass das Modell eine normative Medientheorie nahelegt, exemplarisch bestätigt wird. Darüber hinaus lässt das Transparenzmodell eine weitere Interpretation zu, die Ludwig Jäger in die Diskussion eingebracht hat. Während die normative Deutung davon ausgeht, dass die graduelle Transparenz respektive Opazität von Medien eine stabile Eigenschaft ist, macht sich Jäger für die Vorstellung stark, dass es sich um Aggregatzustände handelt, die Medien im Prozess der Kommunikation abwech- selnd einnehmen können: »Die These [...] ist also die, dass die Transparenz des Mediums keine ›Eigenschaft‹ des Mediums ist, sondern ein Aggregatzustand, den das Medium dann annimmt, wenn die mediatisierte Semantik als stilles Wissen kommunikativ nicht ›gestört‹ ist, ebenso wie umgekehrt die Störung kein parasitärer Defekt der Kommunikation ist, sondern jener kommunikative Aggregatzustand, in dem das Zeichen/Medium als solches sichtbar und damit semantisierbar wird, jener Zustand also, der, wenn er eintritt, immer mit Remediatisierungs- d.h. Transkriptionsbedarfen, mit einer Aktivierung ›struktureller Parasität‹ verknüpft ist.« (Jäger 2004b: 65) In ihrem normalen Gebrauch sind Medien, so die These Jägers, transparent. Diese Unsichtbarkeit ist jedoch keine Eigenschaft, die Medien wesensmäßig innewohnt, sondern ein Charakteristikum funktionierender Kommunikation. Im Moment der Störung der Kommunikation verliert das Medium seine Transparenz und wird sichtbar. In den Augen Jägers ist dieses Nichtfunktionieren von Medien keines- wegs dysfunktional für den Kommunikationsprozess. Ganz im Gegenteil, im Mo- ment der Störung verständige man sich auf die Bedeutung der Kommunikate, auf die im transparenten Gebrauch des Mediums vermeintlich unmittelbar Bezug ge- nommen wird. Die Störung der Kommunikation und das damit einhergehende Sichtbarwerden des Mediums bilden für Jäger also einen integralen Bestandteil im Kommunikationsprozess, bei dem die Semantik des Gesagten bzw. Gezeigten zur Disposition steht. Damit wird die Grundlage für den transparenten Gebrauch von Medien überhaupt erst geschaffen. Doch auch wenn es sich bei Jägers Ansatz um ein avanciertes Modell der Herstellung kultureller Semantik handelt, reflektiert er weder die Implikationen, noch die Kontingenz des Transparenzmodells, anhand dessen er die Sicht- bzw. Unsichtbarkeit von Medien denkt. Neben das Modell der Transparenz sind in der Medientheorie des 20. Jahr- hunderts weitere Entwürfe getreten, um die operative Unsichtbarkeit von Medien zu denken. In den Schriften von Marshall McLuhan kommt der Unsichtbarkeits- these ein zentraler Stellenwert zu. Provokativ und leider missverständlich hat McLuhan seit Ende der 1950er Jahre die Notwendigkeit zur Medienforschung mit
back to the  book Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data"
Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Title
Digitale Datenbanken
Subtitle
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Author
Marcus Burkhardt
Publisher
transcript Verlag
Date
2015
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
392
Category
Informatik

Table of contents

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Ăśber Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Digitale Datenbanken