Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Informatik
Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Page - 60 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 60 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Image of the Page - 60 -

Image of the Page - 60 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Text of the Page - 60 -

Digitale Datenbanken60 von Bildern ist eine neutralitätsmodifizierte Wahrnehmung. Mit dem Begriff der Neutralitätsmodifikation bezeichnet Husserl »eine Modifikation, die jede doxische Modalität, auf die sie bezogen wird, in ge- wisser Weise völlig aufhebt, völlig entkräftet – aber in total anderem Sinne, wie die Negation, die zudem, wie wir sahen, im Negat ihre positive Leistung hat, ein Nichtsein, das selbst wieder Sein ist. Sie durchstreicht nicht, sie ›leistet‹ nichts, sie ist das bewußtseinsmäßige Gegenstück alles Leistens: dessen Neutralisierung.« (Husserl 1950 [1913]: § 109) Im Bildbewusstsein ist die Wirklichkeit des Bildobjekts neutralisiert. Damit ist nicht gesagt, dass Bilder nicht als Bilder der Wirklichkeit erscheinen können, doch aber, dass Bildobjekte nicht die Wirklichkeit sind, die sie darstellen. Der Wirklich- keitsbezug von Bildern manifestiert sich nicht am Bildobjekt, sondern ist eine Frage der Interpretation des Bildobjekts (vgl. Wiesing 2005c: 62ff.). Die Husserlsche Beschreibung des Phänomens der Bildlichkeit nimmt Ausgang bei den medialen Konstellationen und reflektiert auf den spezifischen Bewusstseins- modus, den die Bildwahrnehmung hervorruft. Insofern betreibt Husserl an Bildern eine Phänomenologie medialer Konstellationen, die es ihm erlaubt, die spezifische Weise zu beschreiben, in der Bilder dem Bewusstsein normalerweise erscheinen. Unter umgekehrten Vorzeichen wendet sich Mersch der Beschreibung medialer Konstellationen zu: »Die Struktur des Sozialen, der Kommunikation oder auch der Künste zu untersu- chen, verlangt eine Theorie des Mediums, aber eine Theorie des Mediums kann sich umgekehrt allein auf das Medialisierte stützen, auf die Weisen der Verbildlichung, der Repräsentation oder die Figuren des Bezugs, die Strukturierung des Sinns und die Syntax der Zeichenordnungen, die in es eingehen.« (Mersch 2003b: 137) Die exemplarisch an Husserls Bildtheorie vorgeführte Möglichkeit einer positiven Phänomenologie der Medienprodukte wandelt sich bei Mersch in eine negative Medientheorie, die jedoch gleichsam von der Beschreibung medialer Konstel- lationen ausgeht. Nach Ansicht Merschs lässt »sich die Struktur des Medialen nicht mitmediatisieren [...] – sie zeigt sich« (Mersch 2006a: 5) in den Paradoxien und Brüchen, welche das Vermittelte durchziehen. Als Modell dient Mersch Witt- gensteins späte Sprachphilosophie: »Wie ›Landschaftsskizzen‹ exemplifizieren die [Philosophischen, M.B.] Untersuchungen das Mediale der Sprache, ohne es zu erklären« (Mersch 2010: 188). Medialität zeigt sich, so die These, in ihrem Gebrauch, den es zu beschreiben gilt. Die Überlegung, dass sich im Gebrauch von Medien etwas zeigt, das nicht gesagt werden kann, findet sich bereits beim frühen Witt- genstein des Tractatus logico-philosophicus: »Was in den Zeichen nicht zum Aus- druck kommt, das zeigt ihre Anwendung. Was die Zeichen verschlucken, das
back to the  book Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data"
Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Title
Digitale Datenbanken
Subtitle
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Author
Marcus Burkhardt
Publisher
transcript Verlag
Date
2015
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
392
Category
Informatik

Table of contents

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Ăśber Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Digitale Datenbanken