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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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Digitale Datenbanken74 stellationen im Computer gestaltet werden kann. Die Werkzeugpalette von Photo- shop stellt den Nutzern der Software neben dem Pfadzeichenwerkzeug auch einen Zauberstab zu Verfügung. Beide erlauben es den Nutzern, auf unterschiedliche Weise dasselbe mit Bildern zu tun. Sie dienen dazu, Bildobjekte zu markieren, um diese gezielt weiterzubearbeiten.3 Der Zauberstab – der Name des Werkzeuges gibt bereits einen Hinweis – macht sich die Magie des Computers zunutze: Der Nutzer muss das zu markierende Bildobjekt nur anklicken und der Computer berechnet wie von Zauberhand die Umrisse des Objekts. Hierbei kommen Algorithmen zur Berechnung der Grenzen von Objekten zum Einsatz. Gerechnet werden kann nur mit Zahlen und so vollzieht sich diese Form der Objekterkennung auf der Ebene der binären Repräsentation des Bildes. Die Faustregel lautet: zusammenhängende Flächen mit gleicher oder ähnlicher Farbigkeit gehören zu einem Objekt. Das Pfadzeichenwerkzeug hingegen folgt einer anderen Logik. Hierbei wird sich nicht auf den Zauber des Computers, sondern auf die Fähigkeit des Nutzers zur Gestalt- erkennung verlassen. Mit Hilfe des Pfadwerkzeugs umrandet der Nutzer das zu markierende Objekt an der Benutzeroberfläche des Computerdisplays. Anders als in der Tiefe des Computers, welche der Logik der Berechnung folgt, operieren Nutzer an der Oberfläche nach ihrer eigenen Phänomeno-Logik. Auch wenn die Möglichkeit zur programmgesteuerten Automatisierung be- stimmter Funktionen als das spezifisch Neue an digitalen Medientechnologien er- scheint, darf sich eine medientheoretische Analyse von Computern nicht auf diesen Aspekt beschränken bzw. die Leistung von Computern hierauf verkürzen. Wie das Beispiel aus dem Bereich der Bildbearbeitung zeigt, gilt es im Gegenteil der Tatsache Rechnung zu tragen, dass mit und in Computern technische und menschliche Ver- fahren der Auswertung respektive Interpretation von medialen Konstellationen auf unterschiedliche Weisen miteinander verschaltet und aneinander angeschlossen werden können. Soll beschrieben werden, wie Computer die kommunikative Welt verändern, greift eine rein technische Beschreibung von Computern ebenso zu kurz, wie eine Analyse, die ausschließlich die Benutzeroberflächen (Interfaces, Präsentationsformen medialer Konstellationen) thematisiert, die den Nutzern und ihren medialen Praktiken zugewandt sind. Hierauf hat Luhmann in seinen kurzen und in der Medienforschung bisher kaum beachteten Bemerkungen zu den elektro- nischen Medien hingewiesen. Darin fragt er, wie Computer zwischen der Benutz- eroberfläche und den unsichtbar ablaufenden technischen Prozessen vermitteln (vgl. Luhmann 1998: 302ff.).4 In dieser Hinsicht stellt der luhmannsche Ansatz eine 3 | Der Terminus Bildobjekt schließt an den im Kapitel »Medium« (S. 44ff.) einge- führten Sprachgebrauch an und bezeichnet die phänomenal im Bild erschein enden Objekte. 4 | Vor einem medienwissenschaftlichen Hintergrund hat Christoph Ernst verschie- dentlich auf die luhmannsche Theorie des Computers rekurriert (vgl. Ernst 2008a; Bauer/Ernst 2010: 164f.). Im Kontext der Soziologie wurde der Ansatz Luhmanns bereits ausführlicher diskutiert (vgl. Esposito 1993, 2001, 2002; Baecker 2001).
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Title
Digitale Datenbanken
Subtitle
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Author
Marcus Burkhardt
Publisher
transcript Verlag
Date
2015
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
392
Category
Informatik

Table of contents

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Ăśber Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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