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Digitale
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dieses Potenzial freilegen, dann darf das Web nicht auf dem Niveau von Webseiten
betrachtet werden, sondern muss als Informationssammlung erfahrbar gemacht
werden. Dies ermöglicht Pivot, indem es Inhalte, die auf vielen Webseiten verteilt
gespeichert sind, an der Benutzeroberfläche in einer einheitlichen Darstellungs-
form integriert, mit der die Nutzer interagieren können und durch die sie navigieren
können. Behandelt man die Inhalte von Webseiten als verteilte Informations-
sammlung, dann wird die Einheit der Webdokumente aufgelöst. Hierbei ent-
steht etwas Neues, das einerseits auf dem WWW beruht und andererseits quer
zur Dokumentlogik des Web liegt. Da dies technisch enorm voraussetzungs-
voll ist, eröffnet die vorgestellte Pivot-Software keine Alternative zur Erkundung
des gesamten WWW. Pivot kann bislang nur in spezifischen und klar definierten
Anwendungskontexten einen Mehrwert bieten. Dennoch wird am Beispiel dieser
Software deutlich, dass die Einheit medialer Konstellationen im Rahmen der me-
dialen Topologie des Computers variabel ist. Infolgedessen können die in der Tiefe
des Computers gespeicherten Informationen nicht ohne Interpretation auf den
Status eines spezifischen kulturellen Texts oder einer bestimmten medialen Kon-
stellation reduziert werden; ihnen wohnt das Potenzial inne, als Basis für neue kul-
turelle Texte bzw. andere Informationen zu dienen. Diese Potenzialität entfaltet
sich auf paradigmatische Weise in digitalen Datenbanken, welche die in der Tiefe
des Computers gespeicherten Informationen in eine Ressource transformieren, mit
der auf der Oberfläche nicht nur bereits Bekanntes entdeckt, sondern auch Neues
erschaffen werden kann.
was so zusammengesetzt ist, daß das Ganze eines ist, nicht wie ein Haufen,
sondern wie die Silbe, ist nicht nur seine Elemente« (Aristoteles 1995: 1041 b 10).
Im Unter schied zu Aristoteles versteht Flake das Ganze jedoch nicht als Einheit,
sondern als Vieles, welches Informationspotenziale in sich birgt, die über diejenigen
Informationen hin ausgehen, die auf einzelnen Webseiten enthalten sind.
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Title
- Digitale Datenbanken
- Subtitle
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Author
- Marcus Burkhardt
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Size
- 14.7 x 22.4 cm
- Pages
- 392
- Category
- Informatik
Table of contents
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242