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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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Banken, Basen, Reservoirs 185 teilung und Verstehen (vgl. Luhmann 1999: 203).56 In Bezug auf eine mögliche Kom- munikation mit Zettelkästen erscheint Luhmann einzig der Aspekt der Selektion von Information erklärungsbedürftig.57 Die Unterscheidungen von Information, Mitteilung und Verstehen sind innersystemisch und müssen nicht auf beiden Seiten der Kommunikation vollzogen werden. Wichtig ist nur, dass der Betreiber des Zettelkastens diese Unterscheidungen trifft und so den »Zettelkasten als Kom- munikationspartner« (Luhmann 1981: 222) begreift. Voraussetzung hierfür ist, »daß die Partner sich wechselseitig überraschen können« (Luhmann 1981: 222). In- folgedessen kann der Zettelkasten in seinem Gegenüber Informationen erzeugen. Hierbei ist entscheidend, dass Information im Rahmen der luhmannschen System- theorie nicht als eine reifizierte Entität begriffen wird, die gespeichert und abge- rufen werden kann, sondern als der innersystemische Effekt einer »Selektion aus einem (bekannten oder unbekannten) Repertoire von Möglichkeiten« (Luhmann 1999: 195).58 56 | Konitzer erläutert in seiner Rekonstruktion von Luhmanns systemtheoretischen Kommunikationskonzept die drei Selektionen mit folgendem Beispiel: »Stellt man sich einen Mann vor, der sehr eilig seines Weges geht, so kann man sein Verhalten als Anzeichen dafür nehmen, daß er dringend irgendwohin will – aber er teilt das eben nicht unbedingt mit. Geht er aber schnell, und ein anderer versteht die Eile als Demonstration von Unansprechbarkeit, so sind in seinem Verstehen schon die ersten beiden Differenzen, die von Information und Mitteilung, gegeben. Die drei Unterscheidungen sind also in diesem Beispiel: Einmal, daß er so und so geht – das ist die Information. Dann: daß er nicht ›einfach so‹ geht, sondern daß diese Handlung ›etwas besagt‹, daß sich also Information und Mitteilung voneinander unterscheiden lassen. Und schließlich: daß einer da ist, der diesen Unterschied beobachtet, und vice versa« (Konitzer 2006: 325). 57 | Die Aspekte von Mitteilung und Verstehen werden in Kommunikation mit Zettelkästen nicht erwähnt. Luhmann diskutiert einzig das Vermögen des Zettel- kastens, verstanden als Alter Ego im Ego, Information zu erzeugen (Luhmann 1981: 222). 58 | Es ist anzumerken, dass sich Luhmann bei der Formulierung seines Informationsbegriffs explizit auf die Informationstheorie Shannons beruft (vgl. Luhmann 1999: 195). Dies verbindet er jedoch mit einer grundlegenden Kritik an dem Konzept der Übertragung, auf dem Shannons Kommunikationsmodell fußt: »Die Übertragungsmetapher ist unbrauchbar, weil sie zuviel Ontologie impliziert. Sie suggeriert, dass der Absender etwas übergibt, was der Empfänger erhält. [...] Die Übertragungsmetapher legt das Wesentliche der Kommunikation in den Akt der Übertragung, in die Mitteilung. Sie lenkt die Aufmerksamkeit und die Geschick- lichkeitsanforderungen auf den Mitteilenden. [...] Ferner übertreibt die Metapher die Identität dessen, was ›übertragen‹ wird« (Luhmann 1999: 193f.). Indem Luhmann auf Grundlage dieser Kritik ein alternatives Kommunikationsmodell entwi- ckelt, verschiebt sich der Ort der Information. Wird sie in Shannons Modell der
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Title
Digitale Datenbanken
Subtitle
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Author
Marcus Burkhardt
Publisher
transcript Verlag
Date
2015
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
392
Category
Informatik

Table of contents

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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