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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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Digitale Datenbanken236 An dieser Stelle lohnt sich ein Rückblick auf die These von Lev Manovich, die Datenbank fungiere als symbolische Form der digitalen Medienkultur. Manovich versteht die Datenbank in erster Linie als Gegenmodell von und Voraussetzung für Erzählungen im Zeitalter digitaler Medientechnologien. Seine Analyse beschränkt sich, wie im Kapitel »Datenbank« bereits kritisch angemerkt wurde, jedoch weit- gehend auf die Oberfläche verschiedener Benutzerinterfaces. Demgegenüber erlaubt es die Betrachtung der ANSI/X3/SPARC-Datenbankarchitektur, den Prozess der symbolischen Formung in den Blick zu nehmen, der sich in, mit und durch digitale Datenbanken im engeren Sinn von DBMS vollzieht. Die Drei-Ebenen-Datenbankarchitektur als Metamodell der Informations- modellierung in Datenbanken im Allgemeinen und das konzeptuelle Schema als Medium (im doppelten Sinn von Mitte und Mittler) zwischen der internen Ver- arbeitungslogik des Computers und den externen Gebrauchslogiken der Nutzer im Besonderen strukturieren die Versammlung, Verwaltung, Abfrage und Auswertung von Informationen in und mit Computerdatenbanken. Es handelt sich dabei gleichermaßen um eine Weise der Herstellung »computer-lesbare[r] Signifikanz« (Becker/Stalder 2009b: 8) wie um eine der Wirklichkeitserschließung, da das kon- zeptuelle Schema festlegt, was im Rahmen einer Datenbank als Information zählt und somit spezifiziert, welcher Ausschnitt der Wirklichkeit wie beschrieben werden kann. In dieser Hinsicht kann das konzeptuelle Schema als eine jener »Formen des Weltbegreifens und Weltverstehens« (Cassirer 1956 [1938]: 209) betrachtet werden, die Ernst Cassirer in seiner Kulturphilosophie mit dem Begriff der symbolischen Form konzeptualisiert und untersucht hat. Cassirers Hinwendung zu symbolischen Formen kann als kulturwissenschaft- liche Umdeutung von Kants kritischer Philosophie betrachtet werden, wie er in der Einleitung zum ersten Band der Philosophie der symbolischen Formen heraus- stellt (vgl. Cassirer 2001 [1923]: 8ff.). Anders als Kant fragt Cassirer jedoch nicht nach den transzendentalen Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis über- haupt, sondern versucht, unterschiedliche historisch wandelbare und kulturell be- dingte Erkenntnisformen freizulegen, wie z.B. Sprache, Mythos, Wissenschaft und Kunst. Cassirers kulturphilosophisches Projekt zielt auf eine »Phänomenologie der Erkenntnis« (Cassirer 1956 [1938]: 208), wobei er den Erkenntnisbegriff explizit nicht auf den Bereich des naturwissenschaftlich-mathematischen Wissens begrenzt wissen will. Erkenntnis konstituiert für Cassirer vielmehr »jede geistige Tätigkeit, in der wir uns eine ›Welt‹ in ihrer charakteristischen Gestaltung, in ihrer Ordnung und in ihrem ›So-Sein‹, aufbauen« (Cassirer 1956 [1938]: 208). Entscheidend für das Fragen nach und die Untersuchung von »verschiedene[n] ›Dimensionen‹ des Erkennens, des Verstehens, des Denkens« (Cassirer 1956 [1938]: 208) ist die von Kant übernommene Überzeugung, dass Erkenntnis kein bloßes Empfangen von Gegebenem ist, sondern ein aktives Geschehen, dem Cassirer zufolge »eine ur- sprünglich-bildende, nicht bloß eine nachbildende Kraft innewohnt« (Cassirer 2001
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Title
Digitale Datenbanken
Subtitle
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Author
Marcus Burkhardt
Publisher
transcript Verlag
Date
2015
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
392
Category
Informatik

Table of contents

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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