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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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Digitale Datenbanken258 comparationis (die Relation Buchautor mit den Fremdschüsselattributen BuchID und AutorID) stellt im Kontext des Beispiels einen verlässlichen Zusammenhang zwischen Büchern und Autoren her. Die spielerische Kombination und Rekom- bination von Informationen aus der Datenbank erfordert vom Suchenden daher eine quasi-wissenschaftliche Einstellung, welche die Suchanfrage als Experiment begreift, deren Ergebnisse vor dem Hintergrund der Experimentalanordnung – relationale Datenbank, konzeptuelles Datenbankschema, Anfrage – interpretiert und auf ihre Validität (für die Welt außerhalb der Datenbank) überprüft werden müssen. Die Ableitung von neuem Wissen aus bekannten Informationen wird durch die Suchtechnologie unterstützt, stellt jedoch keinen Automatismus dar und darf nicht als solcher verstanden werden.82 Es handelt sich um eine Form der Aussagenproduktion durch den Suchenden bei der Suche in einem prinzipiell be- grenzten Informationsbestand.83 Relationale Datenbanksysteme flexibilisieren die nutzerseitigen Suchmöglichkeiten. Diese Möglichkeiten beruhen auf der vorgängigen Explikation eines Infor- mationsmodells im konzeptuellen Schema, das festschreibt, was im Rahmen einer konkreten Datenbank als Information zählt. In Anbetracht dessen erweisen sich die Erwartungen, die an die Suche in relationalen Datenbanken geknüpft werden, mitunter als überzogen. Exemplarisch lässt sich dies an Beiträgen des blog genden Kulturwissenschaftlers Michael Seemann (mspro) darlegen, nach dessen Ansicht die Medien an ihr Ende gekommen sind und durch die Suche als primärem Modus der Sinnproduktion abgelöst werden (Seemann 2011a). An den Anfang dieser Ent- wicklung stellt Seemann das relationale Datenmodell und die Anfragesprache SQL: »Die Datenbank ist flach, sie kennt keine Relevanz, keine Hierarchien, keine Zusam- menhänge. Ordnung, Struktur und Verknüpfung entsteht erst in dem Moment, wenn ich meine Query formuliere. In Echtzeit. [...] Mit SQL war der Startschuß gegeben für das, was wir in der Bibliothek von Babel als neues Paradigma der Sinngenerierung 82 | Ein Beispiel hierfür ist das Entdecken ökonomischer Trends anhand von Such- anfragen (Choi/Varian 2009). 83 | In Anbetracht dessen erweist sich Lyotards Beschreibung des Spiels voll- ständiger Information als problematisch. Vollständigkeit ist keineswegs eine Voraussetzung, sondern allenfalls eine Setzung, in der sich das Imaginäre digitaler Datenbanken widerspiegelt. Zwar kann das kombinatorische Spiel mit Datenbank- informationen durch Lyotards Vollständigkeitsannahme legitimiert werden. Jedoch birgt dies die Gefahr von Fehlinterpretationen, wie Danah Boyd und Kate Crawford in Reaktion auf die aktuellen Diskussionen um Big Data kritisch herausgestellt haben: »Interpretation is at the center of data analysis. Regardless of the size of a data set, it is subject to limitation and bias. Without those biases and limitations being understood and outlined, misinterpretation is the result. Big Data is at its most effective when researchers take account of the complex methodological processes that underlie the analysis of social data« (boyd/Crawford 2011: 6).
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Title
Digitale Datenbanken
Subtitle
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Author
Marcus Burkhardt
Publisher
transcript Verlag
Date
2015
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
392
Category
Informatik

Table of contents

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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