Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Informatik
Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Page - 262 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 262 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Image of the Page - 262 -

Image of the Page - 262 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Text of the Page - 262 -

Digitale Datenbanken262 nisse zu Tage. Am Ende der Trefferliste findet sich der Hinweis: »Um Ihnen nur die treffendsten Ergebnisse anzuzeigen, wurden einige Einträge ausgelassen, die den 905 bereits angezeigten Treffern sehr ähnlich sind«.92 Die genaue Zahl der ange- zeigten Suchergebnisse variiert mit jeder Anfrage leicht, die Botschaft ist aber stets dieselbe: Wer in den ersten tausend Ergebnissen nicht fündig wird, wird auch in den restlichen Ergebnissen nichts finden. In dieser Hinsicht unterscheiden sich Websuchmaschinen grundlegend von relationalen Datenbanksystemen. Letztere zielen auf Vollständigkeit der Ergebnisse ab, wohingegen bei Suchmaschinen im WWW die Reduktion von Ergebnissen im Vordergrund steht. Die tabellarische Anordnung der Ergebnisse in relationalen Da- tenbanken orientiert sich, wie Krajewski herausgestellt hat, an »Evidenz und Über- sicht« (Krajewski 2007: 47), beinhaltet aber keine Aussage über die Relevanz be- stimmter Ergebnisse im Vergleich zu anderen. In der Ordnung der Suchergebnisse besteht demgegenüber ein zentrales Leistungsmerkmal von Websuchmaschinen.93 Sie soll es Nutzern ermöglichen, aus der Vielzahl von Treffern effektiver solche auszuwählen, die für ihr aktuelles Informationsbedürfnis von Belang sind. Such- maschinen erfüllen eine Orientierungsleistung und sind, wie der Informations- wissenschaftler Michael Zimmer konstatiert hat, deshalb zum »center of gravity for people’s everyday information seeking activities« (Zimmer 2008: 82) geworden.94 Das Beispiel von Websuchmaschinen im Allgemeinen und Google im Besonderen wird an dieser Stelle herangezogen, um im Vergleich mit relationalen Datenbank- systemen eine weitere Dimension der computertechnischen Verarbeitung von Bedeutung darzulegen.95 Datenstrukturen und Algorithmen stehen bei Suchma- 92 | Für die Beispielsuchanfrage kann der Nutzer nur auf ungefähr sieben Pro- mille der Gesamtergebnismenge zugreifen. Vor diesem Hintergrund erscheint die Formulierung, dass »einige Einträge ausgelassen« wurden, als ein Euphemismus. 93 | Sofern man die von Websuchmaschinen bewirkte Aufmerksamkeitssteuerung der Nutzer prinzipiell kritisiert, verkennt man die Problematik, auf die diese Such- technologie eine Antwort ist. 94 | Etwas Ähnliches konstatiert auch Röhle: »Suchmaschinen sind heute die zen- tralen Instanzen der technisch unterstützten Komplexitätsreduktion im Netz. Ihnen fällt die Aufgabe zu, Ordnung in der neuen Unübersichtlichkeit zu schaffen« (Röhle 2010: 11). Die große Bedeutung von Websuchmaschinen zeigt sich auch in dem wachsenden medien- und kulturwissenschaftlichen Interesse an diesem Gegen- standsbereich. Diskutiert wird vor allem die Frage der Macht von Suchmaschinen. Hierbei werden Websuchmaschinen mitunter als übermächtige Gatekeeper be- griffen, die einseitig bestimmen, welche Informationen ihre Nutzer im WWW finden. Ein differenzierteres Bild der Macht von Suchmaschinen entwirft Theo Röhle in seiner Studie Der Google-Komplex in Rekurs auf Foucaults Machtkonzeption und die Akteur-Netzwerk-Theorie (vgl. Röhle 2010). 95 | Bei Websuchmaschinen steht anders als bei relationalen Datenbanken nicht der Gehalt von Informationen im Vordergrund, sondern deren Relevanz. Dieser
back to the  book Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data"
Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Title
Digitale Datenbanken
Subtitle
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Author
Marcus Burkhardt
Publisher
transcript Verlag
Date
2015
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
392
Category
Informatik

Table of contents

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Digitale Datenbanken