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Dritte Periode t282 —1522. 99
Während Friedrich i» der That die Würde und Machtvollkom-
menheit eines Deutsche» Königs ausübte, wie dieß so viele gefertigte
und anerkannte Urkunden beweisen, geschahen in Deutschland nicht ge-
ringe Bewegungen gegen den abgeschlossenen Vergleich; denn viele Für-
sten scheuten die Zweiherrschaft, und die Churfürsten insbesondere nah-
men das Necht, über den Thron zu schalten, für sich selbst in Anspruch.
Ueberdieß starb auch Herzog Leopold (am 15. Februar 1326), den
die Gegner Oesterreichs am meisten fürchteten, und mit ihm Friedrich's
Stütze. Dieser bittere Schlag beugte den Geist des »«glücklichen Fürsien
vollends darnieder. Noch einmahl (1327) sah Ludwig seincnFreuud
zu Innsbruck, aber man merkte bald, daß die alte Freundschaft lau ge-
worden war. Darum griff auch Friedrich nicht, nach Ludwig's
Willen, zu den Waffen, als sein eigener Bruder, Ot to der Fröh-
liche, mit dem geringern Glücke unzufrieden, das ihm nach den Haus:
ordnungen beschiedeu war, gegen ihn sich rüstete. Ihm, für den der
andere Bruder so muthig das Schwert geführt, war es unmöglich, das
Schwert selbst gegen eine» Bruder zu erheben. Er zog es vor, sich mit
Otto schnell auszusöhueu. Vou nun an verließ er die Welt gänzlich, und
lebte, in frommer Betrachtung und in wehmüthigen Erinnerungen, theils
in der vou ihm gestifteten Carthause zu Mauerbach, theils auf dem einsamen
Schlosse Guttcnstein an dcr Piesting, mit seiner erblindeten Gemahlin und
den Aebten von Mauerbach und Lilicnfcld. Der Tag seines Hinscheideus
war der 13. Jänner 1330. Seine fromme Gemahlin, El isabeth von
Arragouien, folgte ihm nach sechs Monaten ins Grab. Sein einziger
Sohn, Fr iedr ich, war schon 1322 gestorben.
In dcr Carthause zu Mauerbach ward König Friedrich begraben, nach de-
rcn Aufhebung (1782) seine Gebeine in dem Münster von St. Stephan bei-
gesttzt wurden,
Friedrich halte von seiner einnehmenden Gestalt den Beinamen
des Schönen erhalten. In seine» Sitten, seiner Gesinnung, seiner
Art war nichts, was mit dieser Veuelmung im Widersprüche gestanden
hätte. Er war ein liebenswürdiger uud ritterlicher Fürst, ausgezeichnet
durch viele große Eigenschaften des Geistes und des Herzens.
Einen, ihm an Willen und Kraft, an Acist und Hcrz ganz ähnlichen, treffli-
chen Fürstin, den ersten Maximi l ian, haben Friedrich's Schicksale
so sehr bewegt, daß er ihrer niemals ohne Thränen gedenken konnte.
§. 33.
Albrecht IR. dcr Weise, uud Dtto der Fröhliche (,330-135»).
Friedrich den Schönen von Oesterreich überlebten bloß seine
zwei jüngsten Brüder, Albrecht l l . , dcr Weise, und Ot to der
Fröhliche. Ersterer übernahm die Regierung von Oesterreich und
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494