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40 | Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen
dere in der Schweiz, gehabt hätten.80 Schließlich waren es jedoch keine exter-
nen Reiseagenturen, sondern vielmehr die innovative Adaptionsfähigkeit alpiner
Ökonomien, welche den erfolgreichen Umgang mit dem ansteigenden Alpen-
tourismus ermöglichte und bedingte.81 Andrea Leonardi verweist darauf, dass
es sich dabei keineswegs um eine linear verlaufende Entwicklung, sondern um
komplexe Transformationsprozesse handelte, welche zu einem neuen Gleichge-
wicht von tertiärem Tourismus mit der herkömmlichen Landwirtschaft und dem
Handwerk führte.82
Der bereits angesprochene Ausbau des Eisenbahnnetzes in der Schweiz voll-
zog sich vergleichsweise spät. Ab den 1850er Jahren wurde das Streckennetz
zwar ausgebaut, die für den Alpentourismus zentralen Regionen wurden jedoch
erst in den 1880er und 1890er Jahren erstmals erschlossen. Die Gotthardbahn
wurde 1882 eröffnet.83 Ab den 1890er Jahren begünstigte der Ausbau von Trans-
portmitteln- und anlagen dann auch im Berner Oberland den einsetzenden
Massentourismus.84 Gegen Ende des 19. Jahrhunderts weitete der 1878 in Eng-
land gegründete Cyclists’ Touring Club den Gebrauch des Fahrrads auch in die
Alpen aus.85 Kurz vor 1900 erschienen die ersten Automobile im Alpenraum.
Das Straßennetz wurde insbesondere in den für den Tourismus wichtigen alpi-
nen Regionen relativ schnell modernisiert, damit war jedoch noch lange nicht
der ganze Alpenraum verkehrstechnisch erschlossen.86 Für die Periode zwischen
1870 und dem Ersten Weltkrieg konnte so ein bedeutender Anstieg des Touris-
musstroms in den schweizerischen Alpen verzeichnet werden.87 Darunter fan-
den sich nun auch viele Frauen. Begleitet von Ehemännern und anderen männli-
chen Verwandten tat dies nun dem Rollenverständnis keinen Abbruch.88 Andrea
Leonardi fasst diesen Umstand für die Belle Époque wie folgt zusammen :
80 Bernard, Paul P., Rush to the Alps. The Evolution of Vacationing in Switzerland, S. 67.
81 Moioli, Angelo, »Alle Origini del Turismo Organizzato nelle Alpi : Il Caso della Thomas Cook &
Son«, S. 308–310.
82 Leonardi, Andrea, »La rilevanza economica del turismo nel contesto alpino tra XIX e XX secolo«,
S. 63.
83 Hachtmann, Rüdiger, Tourismus-Geschichte, S. 73.
84 Kümin, Beat, »Vormodernes Gastgewerbe und früher Tourismus in den bernischen Alpen«, S.
281.
85 Tissot, Laurent, Naissance d’une industrie touristique, S. 94 f.
86 Mathieu, Jon, Die Alpen. Raum – Kultur – Geschichte, S. 166 f.
87 Moioli, Angelo, »Alle Origini del Turismo Organizzato nelle Alpi : Il Caso della Thomas Cook &
Son«, S. 315.
88 Hachtmann, Rüdiger, Tourismus-Geschichte, S. 65.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Title
- Die Macht auf dem Gipfel
- Subtitle
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Author
- Eva Bachmann
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 294
- Keywords
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Categories
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Table of contents
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289