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43Die
italienischen Alpen |
eine voranschreitende Urbanisierung mit sich brachte, versiegte dieser saisonale
Migrationsfluss allmählich.98
Bereits im 18. Jahrhundert interessierten sich aber italienische Naturforscher
für die Bergwelt und insbesondere für die Entstehung von Fossilien, Metallen
und Steinformationen.99 Auch die Suche nach Kristallen oder seltenen Pflanzen
führte einige italienische Gelehrte in die Alpentäler.100 Der italienische Intel-
lektuelle Massimo Mila bezeichnete diese »Pfarrer, Jäger und Bergbewohner«101
als wahre Pioniere des italienischen Alpinismus, welche »vor Ort lebend dem
mysteriösen Impuls zum Emporsteigen folgten, zum Losgehen, um zu sehen,
was sich auf den hohen Gletschern befindet und was sich jenseits der Gebirg-
skämme verbirgt, welche den gewohnten Horizont des heimatlichen Tales be-
schränkten«.102
Die heutigen italienischen Westalpen gehörten bis zur Vereinheitlichung
Italiens zum Königreich Sardinien (Savoyen-Piemont).103 Gegen Ende des 18.
und vor allem ab Beginn des 19. Jahrhunderts fanden sich nun, eher spät im
Vergleich zu anderen europäischen Ländern, auch in diesen savoyisch-piemon-
tesischen alpinen Regionen von der Romantik und Aufklärung inspirierte Tou-
ristinnen und Touristen, welche ihre Eindrücke in ihren Werken verarbeiteten
und verbreiteten. Allerdings fielen diese italienischen Berichte größtenteils
nicht im gleich mythisch-verklärenden Stil wie diejenigen ihrer europäischen
Kollegen aus.104
Bereits im 18. und vielmehr noch im 19. Jahrhundert waren es dann überwie-
gend katholische Priester, welche den, zunächst vorwiegend englischen, Touris-
tinnen und Touristen in den italienischen Alpen als lokale Führer dienten und
ihnen Unterkunft gewährten.105 Marc Boyer zählt die Ausrüstung dieser frühen
alpinen männlichen Touristen und ihrer Führer folgendermaßen auf : »Steigeisen,
98 Ebd., S. 120 f., 125 f.
99 Giacomoni, Paolo, »Il sorgere dell’interesse per le montagne tra Sei e Settecento«, S. 132.
100 Cuaz, Marco, »›Preti Alpinisti‹. Scienza cristiana e disciplinamento sociale alle origini dell’alpi-
nismo cattolico«, S. 280.
101 »parroci, cacciatori e montanari« Mila, Massimo, »Cento anni di alpinismo italiano«, S. 152.
102 »vivendo sul posto avevano obbedito all’impulso misterioso di salire, di andare a vedere cosa c’è
sugli alti ghiacciai, cosa c’è oltre le creste che limitano l’orizzonte consueto della valle natia«. Mila,
Massimo, »Cento anni di alpinismo italiano«, S.
152.
103 Mathieu, Jon, History of the Alps 1500–1900, S.
16.
104 Giacomoni, Paolo, »Il sorgere dell’interesse per le montagne tra Sei e Settecento«, S. 135, 137.
105 Cuaz, Marco, »›Preti Alpinisti‹. Scienza cristiana e disciplinamento sociale alle origini dell’alpi-
nismo cattolico«, S. 282.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Title
- Die Macht auf dem Gipfel
- Subtitle
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Author
- Eva Bachmann
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 294
- Keywords
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Categories
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Table of contents
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289