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66 | British Royalty – das britische Königshaus
rer sich mit ihr deckenden Zeugenaussagen, begann diese Reise in Varese, führte
zu den Borromäischen Inseln, anschließend nach Bellinzona und dann über den
St. Gotthard zur Teufelsbrücke. Für diese Strecke benötigten die Prinzessin
und ihr Geleit mehrere Tage. Bei der Rückreise übernachtete die Gesellschaft
in Lugano.50 Leider führte Caroline kein Tagebuch und auch ihre Briefe verra-
ten nichts über ihre persönlichen Eindrücke dieser Unternehmung. Da sich die
diversen Zeugenaussagen, insbesondere von Louise Dumont und den Besitzern
und Dienstleuten der Gaststätten, in denen sie unterwegs einkehrte, hauptsäch-
lich auf die angebliche Liebesbeziehung zwischen Caroline und Bergami und die
Anordnung ihrer Schlafzimmer beziehen, geben auch sie keine weiteren Hin-
weise. Lediglich in dem bereits zitierten Reisebericht des anonymen Hofmit-
gliedes existieren längere Ausführungen. Demnach habe die Princess of Wales
norditalienische Städte bereist, um sich danach wieder den Bergen zuzuwenden
und alles aufzusuchen, dessen »importance or curiosity […] was calculated to
gratify the inquiring mind, or afford tasteful amusement«.51 Wiederum wech-
seln sich Bewunderung über die sie umgebenden alpinen Landschaften, über
die beeindruckenden Brücken und Straßenbauten mit Schreckensmomenten
angesichts der schroffen, überhängenden Felsen und der scheinbar unzähmbaren
wilden Wasserfälle ab. Diese Exkursion zum St. Gotthard erschien zumindest
dem Observer dann auch als wichtig genug, um sie in der kurzen chronologischen
Aufzählung des Lebens der Königin 1820 zu erwähnen.52
Caroline verfolgte während dieser Zeit den Plan, sich am Comer See einen
festen Wohnsitz zu schaffen. Diesen fand sie schlussendlich in der von ihr um-
benannten Villa d’Este. In einer der kurz nach dem Tode Carolines erschienenen
Memoiren wurde die Residenz der Princess of Wales folgendermaßen beschrie-
ben :
A delicious climate, the surrounding country varied and beautiful ; a house, the front of
which is immediately upon the lake, gardens which seem almost suspended in the air,
form altogether a scene of enchantment. […] Generous and splendid in her ideas, she
formed of the house of a private individual, a royal palace ; peace, order, and harmony
reigned in her family.53
50 TNA, TS 11/112, The Examination and Voluntary Answers of Louise Dumont, February 1819.
51 By one of her majesty’s suite, Voyages and Travels of her Majesty, Caroline Queen of Great Britain,
S. 337.
52 o. A., »The Queen«, S. 5.
53 Nightingale, John, Memoirs of Her Late Majesty, Queen Caroline, Consort of King George the Fourth,
S. 511.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Title
- Die Macht auf dem Gipfel
- Subtitle
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Author
- Eva Bachmann
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 294
- Keywords
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Categories
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Table of contents
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289