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99Königliche
Reisen |
und »[w]ent straight up into the splendid mountains«.192 Nachdem sie auch Alt-
dorf hinter sich gelassen hatten, begegneten der Königin in ihrer Kutsche mehrere
»arme Frauen«, welche Victoria Früchte anboten
– eine willkommene Abkühlung
für die durstige und überhitzte Touristin. Die Aussicht auf die Reuss, Berge und
Chalets verleiteten die in ihrem Tagebuch ansonsten um Adjektive nicht verle-
gene Königin zur Aussage, sie könne deren Schönheit kaum in Worte fassen.193
Die Gruppe stieß weiter über Wasen nach Göschenen vor, »where the scenery
became very wild, & assumed very much the character of our beloved Highlands
only much higher & grander«.194 Nachdem sich Victoria kurz die Beine vertre-
ten hatte, führte sie ihr Weg weiter zu der Teufelsbrücke. Die Königin vermerkte :
In spite of very sharp corners & the tremendous height at which one finds oneself over-
looking yawning & frightful precipices beneath, I did not feel frightened, for the horses
were extremely quiet & the driver very good. At the Devil’s Bridge the waterfall is so im-
mense, that one feels the spray in one’s face. It is magnificent, & we were all enchanted.195
Auf dem Weg über den Göschenen-Pass begegneten der Gesellschaft viele Tou-
ristinnen und Touristen, welche entweder ebenfalls in Kutschen oder zu Fuß mit
Alpenstöcken ausgestattet unterwegs waren. Nach Andermatt, welches die Kö-
nigin als schmutzig befand, passierte die Gesellschaft Hospental, die Realp und
begann den Aufstieg zur Furka. Nach drei Stunden erreichten sie »the desolate
little Inn. […] It is in fact a miserable little ›Schenke‹, very small rooms poorly
& badly furnished, but clean, & not uncomfortable.«196 Victoria war von ihren
Aufenthalten in den Highlands offensichtlich bessere Ausstattung als diejenige
des Hotels auf dem Furka gewöhnt. Das gesamte Hotel wurde dann auch für
die Königin reserviert und allen anderen Touristinnen und Touristen und Rei-
senden, welche deswegen abgewiesen wurden, wurden in einem Außengebäude
Erfrischungen angeboten.197 In einem Brief schwärmte die Königin vom Hotel
192 RA VIC/MAIN/QVJ (W) 22 August 1868 (Princess Beatrice’s copies).
193 Ebd.
194 Ebd.
195 Ebd.
196 Ebd.
197 o.
A., »The Queen in Switzerland«, 27
August 1868, S.
5. So wandte sich ein empörter Reisender
an die Berner Zeitung Der Bund, welche seinen Brief abdruckte. In diesem Brief beklagte er sich
über die Impertinenz der Königin, das einzige Hotel auf dem Pass bereits einen Tag, bevor sie
überhaupt ankam, zu reservieren und somit für alle anderen Reisenden sperren zu lassen. Gemäß
diesem Reisenden soll sich dann auch eine kleine Gruppe aus Protest vor dem Hotel versammelt
haben, welche jedoch von dem Koch der Königin vom Eintritt abgehalten worden sei, worauf sie
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Title
- Die Macht auf dem Gipfel
- Subtitle
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Author
- Eva Bachmann
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 294
- Keywords
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Categories
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Table of contents
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289