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162 | Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus
1871 nahm er an der Eröffnungsfeier der Mont-Cenis-Bahn teil.87 In einem
nach seinem Tod veröffentlichten Artikel im l’Écho du Val d’Aoste, der partiell im
Bollettino del Club Alpino Italiano nachgedruckt wurde, hieß es im Zusammen-
hang mit der Eisenbahn dann auch : »In Rom nannte man die Eisenbahnlinie
Ivrée
– Aosta die Eisenbahn des Königs und es ist sicher, dass, wenn dieses Werk in
den Abkommen einen Platz einnahm, welcher ihren Bau sicherstellte, man dies
zu großen Teilen seinem mächtigen Ersuchen schuldete.«88
In einer Ausgabe des Bollettino del Club Alpino Italiano von 1877 beschrieb
ein Mitglied des Clubs, Luigi Vaccarone, einen Besuch einer kleinen Delegation
vom Dezember des vorangegangenen Jahres beim König in einem seiner Zelt-
lager in den Alpen, mit dem Ziel, ihm die Urkunde zur Ehrenpräsidentschaft
der Sektion Canavese zu überreichen. Einmal in den Alpen angekommen, er-
wies es sich allerdings als relativ schwierig, Vittorio Emanuele II. zu lokalisieren.
Nachdem auf Grund der besonderen Anstrengung in Verfolgung des Königs,
der seinerseits jagend dem Wild auf der Spur war, bereits drei Mal gefrühstückt
werden musste, fanden sie sein Lager am Abend auf einer alpinen Hochebene
im Piemont. Zitternd vor Kälte, trotz des Einsatzes von einem Gläschen Wer-
mut, gefolgt von Rum und einem weiteren Gläschen Wermut89, vertrieb sich die
Gruppe die Wartezeit mit Jagdgeschichten des von den Bergbewohnern aus-
schließlich mit »Vittorio« angesprochenen Königs. Gemäß dieses Berichtes hatte
sich Vittorio Emanuele II. auch im Alter von Mitte Fünfzig noch keinen grö-
ßeren Luxus in den Bergen angewöhnt und widerstand allen Versuchen seines
Arztes, dies zu ändern : »Aber Vittorio Emanuele ließ sich nicht erweichen und
schlief weiterhin wie ein einfacher Jäger
– auf Stroh mit einem Fell als Decke !«90
Mit einem Seitenhieb auf seine Alpenclubkollegen fügt Vaccarone außerdem an :
Was würden meine Kollegen dazu sagen, die sich aufregen, schlecht gelaunt werden,
und jedes Mal wie Türken fluchen, wenn es die Notwendigkeit verlangt, ihre schmäch-
tigen Gliedmaßen auf einer Unterlage auszubreiten, die nicht aus Federn oder Wolle
87 Godkin, Georgina Sarah, Life of Victor Emmanuel II., First King of Italy, S. 322.
88 »A Rome, on appelait le chemin de fer Ivrée–Aosta
– la ferrovia del Re
– et il est certain que si cette
œuvre occupe dans les conventions une place que en assure la construction, on le doit en grande
partie à ses puissantes sollicitations.« Il Segretario Generale del C. A. I., »Commemorazione di
S. M. Vittorio Emanuele II, Re d’Italia, Presidente Onorario del Club Alpino Italiano«, S.
XVIII.
89 Vaccarone, Luigi, »Una visita a Re Vittorio Emanuele all’accampamento di caccia«, S. 443 f.
90 »Ma Vittorio Emanuele non si lascia smovere e continua dormire da semplice cacciatore – su di
uno strato di paglia e col ferraiuolo per coperta !« Ebd., S.
445.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Title
- Die Macht auf dem Gipfel
- Subtitle
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Author
- Eva Bachmann
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 294
- Keywords
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Categories
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Table of contents
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289