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193Königliche
Reisen |
2332 Meter hohen Monte della Sasce, unternahm eine Tour auf den 2768 Meter
hohen Cramont, den auf vergleichsweise niedrigen 1760 Metern gelegenen Lago
di Gombale und den Monte Chetif auf 2908 Metern.204 Die Königin absolvierte
außerdem eine Bergtour, welche der Literaturredakteur Ernest Tissot als über-
ragendes Zeugnis ihrer bergsteigerischen Fähigkeiten bezeichnete. Margherita
brach am 16. August auf, übernachtete in einer Herberge in Mont Fréty, setzte
ihren Aufstieg um vier Uhr morgens fort und erreichte um zehn Uhr den Fuß
des Col du Géant. Aufgrund eines aufkommenden Gewitters musste der Auf-
stieg allerdings verschoben werden und Margherita verbrachte mit ihren Füh-
rern eine weitere Nacht in einer Hütte des Alpenclubs205 und bestieg dann am
nächsten Tag den rund 4000 Meter hohen Gipfel.206 In diesem Jahr erschien in
der italienischen Zeitung La Stampa ein Artikel über die Königin und ihren re-
gen Gebrauch von zeitgenössischen Reiseführern für ihre Ausflüge in den italie-
nischen Alpen. Inzwischen war offenbar weithin bekannt, dass sich die Königin
in jenem Jahr wiederum in Courmayeur aufhalten sollte.207
Königin mit alpinem Stützpunkt
Auch im darauffolgenden Jahr, 1889, suchte Margherita Courmayeur auf208, zog
sich Anfang August, nach Zwischenhalten in Pont-Saint-Martin und Issime,
aber auch zum ersten Mal in die Villa Peccoz in Gressoney zurück, wo sie bis
Mitte August verblieb.209 Der Besitzer der besagten Villa, Baron Luigi Beck
204 Roux, Onorato, La prima Regina d’Italia, S.
264.
205 Dabei sollen gegen Abend weitere französische Touristen die Kabine aufgesucht haben, welche
von den Begleitern der Königin zunächst weggewissen werden sollten, worauf die Königin aller-
dings interveniert und alle zu sich eingeladen haben soll.
206 Tissot, Ernest, Le Livre des Reines, S. 284 f.
207 o. A., »La Regina e le Guide«, o. S.
208 AST, Casa di Sua Maestà, Amministrazione della Real Casa di Torino, 7750.
209 Bracalini, Romano, La Regina Margherita, S.
147 f. Im selben Jahr widmete der Abt Jean-Baptiste
Cerlogne der Königin ein Gedicht, welches ihre bisherigen alpinen Stationen aufzählte und mit
der Hoffnung auf weitere Aufenthalte in Gressoney im Rückblick beinahe prophetisch anmutet.
Im Folgenden die italienische Übersetzung des ursprünglich im Mundart des Aostatals verfassten
Gedichtes :
»Margherita, il fiore, ha la gioia sulla propria fronte,
Poiché la Regina, che porta il suo stesso nome,
Torna [fra noi] di tanto in tanto a soggiornare ;
Godere dell’aria più fresca nella stagione più calda.
Un anno venne a Sarre, un altro a Courmayeur …
E Gressoney, quest’estate, l’ha ricevuta tutto contento !
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Title
- Die Macht auf dem Gipfel
- Subtitle
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Author
- Eva Bachmann
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 294
- Keywords
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Categories
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Table of contents
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289