Page - 204 - in Die Macht auf dem Gipfel - Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
Image of the Page - 204 -
Text of the Page - 204 -
204 | Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus
Im selben Brief berichtete sie auch von einem Ausflug nach Valsesia und den
dortigen Frauen, deren Bräuche und Kostüme sie als pittoresk beschrieb. Auch
in Varallo hatte sich die Königin aufgehalten und die Kunstwerke bewundert,
wobei ihr Genuss lediglich dadurch geschmälert wurde, dass es ihr viele Leute
gleich taten.244 Über die Herberge urteilte Margherita, sie sei eigentlich eher
eine Schutzhütte für Pilger. Trotzdem bleibe sie lieber dort als in dem luxuriösen
Hotel derselben Besitzer in Alagna, wo die Engländer absteigen würden, deren
»moderne Sauberkeit«245 der Königin als übertrieben erschien.
1892 betrachtete die italienische Regentin die Schweizer Alpen bei der bereits
erwähnten Zugreise zusammen mit ihrem Ehemann König Umberto
I. auf dem
Weg nach Berlin.246
1893 hielt sich die Königin im September nach Gressoney in Stafel auf, wo sie
zum Abschied in dem dort bereitliegenden Heft beklagte :
Oh Trennung, bittere Trennung, wer hat sich das Trennen ausgedacht ? … In dieser
Welt gibt es keine Freude ohne Leid ! Diese Zeit, die wir im lieben Gressoney ver-
bracht haben, ist heute für dieses Jahr beendet. Das Verlassen ist qualvoll, aber die
Erinnerung an diese schönen Tage strahlt ihr goldenes Licht auch auf diesen Tag, und
lässt die tröstende Freude und schöne Hoffnung der Rückkehr, so Gott will, während
der langen Monate aufblitzen.247
Wie dieses Zitat zeigt, waren die alpinen Aufenthalte nun fest etablierter und
sehnsüchtig erwarteter Teil der Jahresplanung der Königin.
Höhe- und Tiefpunkte
Im gleichen Jahr bestieg Margherita am 18. August die 4550 m ü. M. gelegene
Signalkuppe bzw. die Punta Gnifetti, wo sich die nach ihr benannte höchstgele-
gene Schutzhütte, die Capanna Regina Margherita des Club Alpino Italiano be-
fand. In der Nähe der Capanna Linty wurde auf einer Höhe von 3360 Metern in
244 Ebd., S. 506.
245 »pulizia moderna«. Ebd., S. 506 f.
246 BAR E2#1000/44#810*, Reise des italienischen Königspaares durch die Schweiz, 1892.
247 »Oh separazione, amara separazione, chi ha ideato il separarsi ? … In questo mondo non c’è mai
gioia senza pena ! Questo periodo che abbiamo trascorso nel caro Gressoney, è oggi finito per
quest’anno. Il lasciarsi è penoso, ma il ricordo di queste belle giornate irradia la sua aurea luce
anche su questo giorno, e ci fa balenare attraverso i lunghi mesi, con l’aiuto di Dio, la gioiosa
confortante e bella speranza del ritorno.« Bracalini, Romano, La Regina Margherita, S. 181.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Title
- Die Macht auf dem Gipfel
- Subtitle
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Author
- Eva Bachmann
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 294
- Keywords
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Categories
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Table of contents
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289