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Die Macht auf dem Gipfel - Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
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Page - 250 - in Die Macht auf dem Gipfel - Alpentourismus und Monarchie 1760–1910

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250 | Vergleich Einsatz von Maultieren, Schlitten, der Eisenbahn und dem Automobil und min- destens einmal durch den Einsatz einer improvisierten Sänfte. Vittorio Emanu- ele  III. und Elena nutzten ebenso wie ihre Vorgänger die Eisenbahn zur Anfahrt und bewegten sich oftmals per Automobil oder zu Fuß in den alpinen Regionen, seltener ergänzt mit Maultieren oder Pferden. Als Transportmittel über die Seen wurden zudem Dampfschiffe benutzt. Gerade bei den schwierigeren Bergtouren lässt sich ein gewisser Stolz der beteiligten Monarchen, Monarchinnen und Prinzen darüber erkennen, dass diese zu Fuß bewältigt wurden. So bemerkte Albert, dass er seine alpinen Reisen als »pedestrian tour«4 verstehe. Die gleiche Erwartungshaltung demonstrierte er auch gegenüber den Bergtouren seines Sohnes. Die Wanderungen zu Fuß waren im 19.  Jahrhundert Teil der bürgerlichen Emanzipationsbestrebungen. Übertragen auf die alpine Natur soll diese nicht hoch zu Ross oder in der Kut- sche, sondern in demokratisierender Manier zu Fuß erfahren werden. Dass diese Bewegungsform dem Bürgertum zur Abgrenzung von aristokratischen Eliten und symbolischer Solidarisierung mit dem »einfachen Volk« diente, hatte die Mitglieder der Königshäuser offenbar nicht davon abgehalten, diese Wertvor- stellung zu übernehmen.5 Obschon Victoria von allen untersuchten Regenten wohl am wenigsten zu Fuß unterwegs war, zeigte sie sich besonders stolz, wenn sie längere Strecken als erwartet  – wenn auch stets angewiesen auf die tatkräftige Unterstützung ihres Highland Servants  – spazierend zurückzulegen vermochte. Margheritas zahlreiche Wanderungen und Berg- wie auch Gletschertouren setz- ten eine gewisse physische Stärke voraus. Sowohl Victoria als auch Margherita konnotierten den Einsatz von Sänften als negativ, obschon sie beide mindestens einmal auf den Einsatz einer solchen zurückgreifen mussten. Gemäß Victorias Tagebucheintrag über den Seelisberg-Ausflug gehörte das Reisen in der Sänfte zwar zur Standardpraxis für Damen, aber auf eine chaise à porteur zurückgreifen zu müssen, bezeichnete Victoria trotzdem als demütigend. Margherita weigerte sich sogar, sich auf einer solchen auf den Testa Grigia tragen zu lassen. Hier- bei lässt sich eine gewisse Diskrepanz zwischen Auf- und Abstieg erkennen, da Margherita offenbar keine Skrupel hegte, sich nach gelungenen Besteigungen mit ihren Hofdamen auf einem von männlichen Begleitpersonen gezogenen bzw. gebremsten Schlitten bergab manövrieren zu lassen. 4 Grey, Charles, The Early Years of His Royal Highness the Prince Consort, S.  133. 5 Kaschuba, Wolfgang, »Die Fußreise  – Von der Arbeitswanderung zur bürgerlichen Bildungsbewe- gung«, S.  170 f. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
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Die Macht auf dem Gipfel Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
Title
Die Macht auf dem Gipfel
Subtitle
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
Author
Eva Bachmann
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
ISBN
978-3-205-21122-8
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
294
Keywords
Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
Categories
Geographie, Land und Leute Bergbücher

Table of contents

  1. 1. Einführung 7
    1. 1.1 Fragestellungen und Gliederung 8
    2. 1.2 Forschungsstand 10
      1. 1.2.1 Alpenforschung 11
      2. 1.2.2 Tourismusgeschichte 12
      3. 1.2.3 Monarchieforschung 13
    3. 1.3 Quellen 17
    4. 1.4 Methodik 23
  2. 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
    1. 2.1 Das Erfolgsmodell schweizerische Alpen 27
      1. 2.1.1 Tourismus 29
      2. 2.1.2 Alpinismus 35
      3. 2.1.3 Massentourismus 38
    2. 2.2 Die italienischen Alpen 42
      1. 2.2.1 Alpiner Tourismus und italienische Naturforscher 42
      2. 2.2.2 Alpinismus 44
      3. 2.2.3 Massentourismus 47
  3. 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
    1. 3.1 Die britische Monarchie 51
      1. 3.1.1 Ein expansives Königreich 51
      2. 3.1.2 Das Haus Hannover 55
    2. 3.2 Königliche Reisen 58
      1. 3.2.1 Royale Abenteurerin : Prinzessin Caroline (1768–1821) 60
      2. 3.2.2 »Sailor King« William IV. (1765–1837) 74
      3. 3.2.3 Viktorianischer Weitblick : Prinzgemahl Albert (1819–1861) und Königin Victoria (1819–1901) 75
      4. 3.2.4 Neue Horizonte : König Edward VII. (1841–1910) 119
  4. 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
    1. 4.1 Die italienische Monarchie 140
      1. 4.1.1 Das Haus Savoyen 140
      2. 4.1.2 Das italienische Königreich 142
    2. 4.2 Königliche Reisen 145
      1. 4.2.1 »Re Cacciatore« : Vittorio Emanuele II. (1820–1878) 145
      2. 4.2.2 Das erste italienische Königspaar : Umberto I. (1844–1900) und Margherita (1851–1926) 168
      3. 4.2.3 Die dritte Generation : König Vittorio Emanuele III. (1869–1947) und Königin Elena (1873–1952) 214
  5. 5. Vergleich 243
    1. 5.1 Zeitpunkt 244
    2. 5.2 Lokalitäten und Reiserouten 245
    3. 5.3 Intentionen 247
    4. 5.4 Begleitpersonen und Fortbewegung 249
    5. 5.5 Betätigungen und Kleidung 251
    6. 5.6 »Äußerste Einfachheit« 253
    7. 5.7 Auswirkungen 256
  6. 6. Fazit 258
    1. 6.1 Gesellschaftlicher Wandel und königliche Alpenreisen 258
    2. 6.2 Alpen als Sonderdestinationen ? 261
    3. 6.3 Alpeninterne und -externe königliche Reisende 263
    4. 6.4 Schlusswort 264
  7. 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
    1. 7.1 Quellen 266
      1. 7.1.1 Ungedruckte Quellen 266
      2. 7.2.2 Gedruckte Quellen 272
    2. 7.2 Literatur 278
  8. 8. Abbildungsverzeichnis 285
  9. 9. Dank 288
  10. 10. Register 289
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