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Die juridische Fakultät: Studienvoraussetzungen, Studienverlauf und Größe xv
geschrieben, ein ausschließlich zivilrechtliches Studium befähigte die Studenten jedoch
nicht zu einem Abschluss an der Wiener Juristenfakultät. Ein römisch-rechtlicher Bak-
kalar musste in Wien mindestens ein vierjähriges, ein Lizentiat ein dreijähriges Studium
des Kirchenrechts nachweisen können, auch war der Abschluss des Lizentiats wieder mit
Disputationen und Repetitionen verbunden. Für beide Graduierungen lag eine genaue
Prüfungsordnung vor59.
Die Studiendauer einzelner Personen ist nur dann ersichtlich, wenn mindestens ein
Grad erworben wurde. Der größte Teil der Universitätsbesucher entfällt jedoch auf einfa-
che Immatrikulationen60, womit wir nur wissen, dass sich eine bestimmte Person zu einem
bestimmten Zeitpunkt an der Fakultät einschreiben ließ, jedoch nicht, wie lange sie sich in
Wien aufhielt oder ob sie überhaupt das Studium aufnahm. Unter Einbeziehung anderer
universitärer Quellen lässt sich teilweise der gesamte Studienverlauf einzelner Personen an
der Universität Wien festmachen. Es fällt auf, dass dieser auch im 15. und 16. Jahrhundert
nicht immer geradlinig war. Zwischen der erstmaligen Immatrikulation an der Artistenfa-
kultät der Universität und dem Erscheinen in der Juristenmatrikel liegen mitunter zehn,
manchmal sogar zwanzig Jahre61. Leider verfügen wir selten über Informationen, wodurch
dieser große zeitliche Abstand zustande kam, doch wird in einzelnen Fällen wohl eine be-
rufliche oder private Verpflichtung der Grund für das Aussetzen oder auch für die spätere
Wiederaufnahme (Notwendigkeit juristischer Kenntnisse) der Studien gewesen sein, und
schon damals wird es auch eher gemächlichere Studenten gegeben haben.
Zu untersuchen ist in diesem Zusammenhang auch, wie viele Wiener Dekane ihr
Jusstudium (auch) in Wien absolviert haben. In dem hier betrachteten Zeitraum scheinen
65 verschiedene Personen als Dekane auf, von denen 16 nicht an der Wiener Rechtswis-
senschaftlichen Fakultät studiert haben, das ist etwa ein Viertel. Das waren:
– Alexander Liebhart aus Klosterneuburg (Dekan 1557 I)
– Georg Eder (Dekan 1555 I)
– Johannes Angrer aus Rosenberg (Dekan 1507 II, 1511 I und 1512 II)
– Johannes Alexander Brassicanus (Dekan 1533 II und 1537 I)
– Johannes Ludovicus Brassicanus (Dekan 1540 II, 1541 I, 1546 II und 1549 I)
– Johannes Huetstocker aus Wien (Dekan 1557 II)
– Johannes Waltenberger aus Salzburg (Dekan 1556 I)
– Kilian Horn aus Würzburg (Dekan 1469 I, 1471 II, 1477 II, 1480 I, 1482 II und
1483 II; nur Kirchenrecht)
– Laurentius Kirchammer aus Wien (Dekan 1552 II)
– Leonhard Dobrohost aus Gemnicz (Dekan 1523 II und 1524 II)
– Martin Bondenarius aus Ferrara (?) (Dekan 1549 II und 1552 I)
– Martin Trayner aus Bayern (Dekan 1550 II und 1553 I)
– Nicolaus de Luczemburg (Dekan 1448 I, 1450 I, 1451 II, 1455 II und 1459 II; nur
Kirchenrecht)
59 Plöchl, Kirchenrecht, 576 f.
60 Dazu mehr im Abschnitt „Statistik“.
61 Zum Beispiel: Wolfgang Summer procurator causarum forensium ex Deckendorff erscheint im SS 1543
in der Juristenmatrikel und ließ sich 1522 in die Hauptmatrikel eintragen; MUW III, 1522 I R 64
(21 Jahre). Johannes Salomon ex Superiori Walterstorff erscheint als Jurist im WS 1525 und 1512 in der
Hauptmatrikel; MUW II, 1512 II A 41 (13 Jahre). Johannes Preiner de Matichhofen taucht als Jurist im
WS 1469 und 1452 in der Hauptmatrikel auf; MUW II, 1452 II R 71 (17 Jahre).
Die Matrikel der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät
Matricula Facultatis Juristarum Studii Wiennensis, Volume II:1442–1557
- Title
- Die Matrikel der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät
- Subtitle
- Matricula Facultatis Juristarum Studii Wiennensis
- Volume
- II:1442–1557
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20255-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
Table of contents
- 1. Einleitung vii
- 1.1 Forschungsstand viii
- 1.2 Vorhaben und Ziele der Edition x
- 1.3 Die Quelle xi
- 1.4 Der Wert der Quelle – Prosopografische Erkenntnisse xii
- 1.5 Die juridische Fakultät: Studienvoraussetzungen, Studienverlauf und Größe xiv
- 1.6 Paläografische Analyse xvii
- 1.7 „Studium im Ausland“ – Italienaufenthalt und römisch-rechtlicher Einfluss xxi
- 1.8 Statistische Auswertung xxv
- 1.9 Berufliche Wirkungsfelder der Juristen xxxviii
- 1.10 Liste der Dekane xlii
- 1.11 Kurzzitate und Siglen der Quellen und Literatur xlvii
- 1.12 Abkürzungen im Text und in den Registern xlviii
- 1.13 Grundsätze der Edition li
- 1.14 Vorbemerkung zu den Registern lii
- 1.15 Quellen und Literatur liii
- 2. Text der Matrikel 1442–1557 1
- 3. Register 119
- Abstract 259