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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Revolte und Reife 036 milie mit den vier unmündigen Kindern beistand, mit dem Energiebündel nur schwer zurande kam. Kurze Zeit später heiratete der Vater jedoch die Schwester seiner verstor- benen Frau, die gleichfalls den Namen Hermine trug, und diese Beziehung erwies sich nicht zuletzt deshalb als sehr geglückt, da die Tante eine sehr gute Mutter für die vier Kinder wurde. Die junge Hermine (  Mädy  ) kehrte wieder nach Bukarest zurück und ver- brachte im Kreis der Familie eine glückliche Kindheit und Jugend. Nachdem Hermine die Schule mit 16 Jahren abgeschlossen hatte, erhielt sie in ver- schiedenen Fächern Privatstunden, um, wie es damals üblich war, die Zeit bis zu einer Heirat zu überbrücken und sie für das Leben in gehobenen Kreisen – aus denen der künftige Ehemann selbstverständlich rekurriert werden sollte – vorzubereiten. Sie lern- te Klavier spielen, zeichnen, tanzen, Französisch und gesellschaftliche Etikette. Da Her- mine jedoch keine Absicht hatte, allzu bald zu heiraten, strebte sie einen Beruf als De- signerin und eine entsprechende Ausbildung an. Die verlockendsten Ausbildungswege und klingendsten Professorennamen für künstlerische Gestaltung wiesen damals alle in eine Richtung, nämlich nach Wien. Sämtliche Fähigkeiten, die Hermine zeigte, deuteten darauf hin, dass sie für den Beruf als Innendekorateurin geeignet sei, und sie setzte al- les in Bewegung, um einen Studienplatz in der Wiener Kunstgewerbeschule zu erlangen. 1863 gegründet, war die Kunstgewerbeschule dem Österreichischen Museum für Kunst und Industrie angeschlossen und bot neben der künstlerischen und kunstgewerb- lichen Ausbildung auch die Möglichkeit zum Architekturstudium. Bedeutende Architek- ten, die sich auch mit kunsthandwerklichen Entwürfen beschäftigten, zählten zu den Pro- fessoren dieser Schule, die unter dem Namen »Universität für angewandte Kunst« nach wie vor existiert. In erster Linie ist hier Josef Hoffmann zu nennen, der mit dem als Ge- samtkunstwerk konzipierten Palais Stoclet in Brüssel, (  1906–1911  ) auch internationale Be- kanntheit erlangte, aber auch Otto Prutscher, der neben Möbeln und kunsthandwerkli- chen Gegenständen etliche Geschäftsportale in Wien entwarf, wie beispielsweise jenes für das Geschäftslokal P. & C. Habig, eine »k. u. k. Hofhutfabrik« in der Wiedner Haupt- straße im 4. Wiener Gemeindebezirk um 1910. Hermine sprach zunächst bei Josef Hoffmann vor. Hoffmann hatte sich bereits einen guten Ruf nicht nur als Architekt, sondern auch als Mitbegründer der »Wiener Werk- stätte« erworben, wo er zahlreiche kunstgewerbliche Gegenstände wie Schmuck, Möbel, Geschirr etc. entwarf. Charakteristisch für Hoffmanns Arbeit war eine orthogonal struk- turierte Formensprache, die ihm auch den Spitznamen »Quadratl-Hoffmann« einbrach- te, sowie die Bevorzugung der Farben Schwarz und Weiß. Hoffmann erkannte das Talent Hermines, aber sein Purismus, der das Experimentieren mit unterschiedlichen Farben und Formen weitgehend ablehnte, ließ sie bald einen anderen Mentor suchen, den sie in Otto Prutscher fand. Im Rahmen ihrer Ausbildung hatte Hermine auch eine Prüfung
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rolf Geyling (1884-1952)
Subtitle
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Author
Inge Scheidl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
292
Keywords
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Category
Biographien

Table of contents

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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