Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Page - 45 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 45 - in Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten

Image of the Page - 45 -

Image of the Page - 45 - in Rolf Geyling  (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten

Text of the Page - 45 -

Der Weg an die Ostfront 045 hier mit meiner Frau; und so komme ich nur um sie in Sorge zu bringen und Abschied zu nehmen. Bald bin ich den bekannten Weg hinauf zu dem Haus wo meine Frau mit ihren beiden Schwägerinnen und den 6 Mädchen wohnt. Die Kinder rufen mir entge- gen, meine Frau ist in ihrem rückwärts gelegenen Zimmer, sie weiß noch nichts. Ich trete ein und ihr entgegen, natürlich erschrickt sie, wie ich fürchtete, aber fasst sich rasch und wie ich kenne mit großer Anstrengung. 2 Stunden können wir beisammen bleiben, um 2 Uhr geht meine Zug weiter, aber meine Frau mit Berta und Olga fahren mit mir bis Pre- deal an die Grenze; leider sind wir bald auch dort und die Grenzangelegenheiten, die mir sonst endlos schienen gehen mir diesmal zu rasch. Ich bewundere die Kraft meiner armen Frau, mit der sie sich tapfer und fast fröhlich verhält, während ich ihre Stimmung sehr gut kenne. Dann ist es Zeit, noch ein rascher Kuss und ehe es Zeit ist zur Rührung bin ich im Wagon und in wenigen Minuten verschwindet auch das winkende Taschen- tuch. Nun bleibt nur mehr die schöne Erinnerung, nun gilt es alle Kräfte einer anderen Sache, meiner Pflicht zu widmen. Nach endlosen Personenzugsfahrten am 31. Juli 1914 gegen Abend in Budapest, eben wird hier die allgemeine Mobilmachung verkündet, also war meine Abreise verfrüht, aber ich war froh über diesen Irrtum. 1. August 1914 früh in Wien, hier suche ich bei meiner Mutter alle Militärsachen, Uni- form, Sattelzeug etc. zusammen und packe hier endgültig für den Krieg. Abend geht der Zug erst ab gegen Innsbruck. Mein Bruder, der ebenfalls nach Südtirol (  Trient  ) ein- rückt, fährt mit mir. Um 7 Uhr sind wir am Westbahnhof; Vorplatz, Hallen, Perrons alles nur ein dichtes Menschenmeer, Zug um Zug verlässt die Halle und kaum lichtet sich das Gedränge, end- lich gegen 12 Uhr Nachts, der letzte Zug, und hier finden wir gut Platz. Am 2. August lange ich in Neumarkt an, mein Bruder fährt weiter nach Trient. Bahnhof Neumarkt, wo schon viele Reserveoffiziere anwesend sind, bleibe ich über Nacht; früh morgens, 3. Au- gust, gehe ich nach Vill und melde mein Einrücken. Werde zum Munitionspark zugeteilt und gehe nachmittags gleich nach Auer, wo das M. P. Kommando und die Munitions- kolonnen 1 und 2 aufgestellt werden sollen, während die Munitionskolonnen 3 und 4 in Montan stehen werden. Im Gasthof zum Elefanten beziehe ich für diese Tage ein Zimmer. Rolf war an diversen Vorbereitungen – wie etwa der Organisation des nötigen Materials und dem Training der Pferde als Zugtiere – beteiligt, und bereits in diesen ersten Tagen der Mobilisierung offenbart sich die ebenso konsequente wie pragmatische Herange- hensweise Rolfs an sämtliche Anforderungen des Militärdienstes. Ein anschaulicher Be- leg für Rolfs Leistungswillen ergibt sich aus der Schilderung im Feldtagebuch, in welcher er von seinen Fahrübungen mit wenig erprobten Pferden spricht:
back to the  book Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten"
Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rolf Geyling (1884-1952)
Subtitle
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Author
Inge Scheidl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
292
Keywords
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Category
Biographien

Table of contents

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Rolf Geyling (1884-1952)