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Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 089
27. Mai Die ganze Stellung in unserem Bereich ist sehr gut ausgebaut, wenn auch schwach
besetzt. Sapperne bauen nachts Hindernisse, Leuchtmittel auch zur VerfĂĽgung.
28. Mai Bei Tagesanbruch einer dieser Tage Bad in dem schönen Bach knapp vor der
Stellung. Beim Anziehen bemerkt mich ein Russe und schieĂźt wiederholt. Bin bald fer-
tig und gehe weg.
29. Mai Die Decken der Gewehrunterstände verdoppelt, wegen der häufigen Artilleriebe-
schießung ( 
3mal des Tages 
! 
) dieser Tage. Bei Nacht auch die Brustwehren noch verstärkt.
30. Mai Zweimal in diesen Tagen kommt die Nachricht vom Fall Prcemyzls und muĂź wi-
derrufen werden. Aber lauter gute Nachrichten, gehobene Stimmung, seltene Verluste.
Nur sind wir unserem Gegner sehr unterlegen, mĂĽssen fort auf der Hut sein und haben
gar keine Reserven hinter uns.
31. Mai Sehr unruhige Nacht  ! Russ. Feuerüberfälle wird von uns nicht erwidert, nur Mu-
nitionsverschwendung, denn stĂĽrmen tun sie nie. Art. beschieĂźt uns unter Tags fest, aber
ohne uns einen Schaden zufügen zu können.
1. Juni Ahnungen 
! Schicke Diener [ 
… 
] mit allem Unnötigen zu den Pferden zurück 
! Abend
Rückzugbefehle; später hergestellt; ich gehe mit M. G. Abteilung bei den 4 Häusern in
Stellung; nachts, garstige, unsympatische Stellung, aber schon vorhanden und so be-
fohlen.
2. Juni Durchbruch rechts von uns beim 3. TJR; gegen 11h russ. Angriff, wird bei uns leicht
abgewiesen, aber rechts gehen unsere Truppen durch den Wald zurĂĽck; und gleich nach-
her Russen dort, in unserem Rücken. Lasse ein Gewehr herrichten, schon zu spät.
Derart knapp und einsilbig vermerkt Rolfs Tagebuch den nächsten markanten Wen-
depunkt seines Lebens: Als sich Galizien endlich wieder im Besitz der Monarchie und
die Habsburgerarmee auf dem Vormarsch befand, als sich der Gegner vermeintlich nur
mehr aus »Tölpeln« rekrutierte und die 4. Kolonne, der Rolf angehörte, nur mehr mit
der »Säuberung einzelner Russennester« am San-Ufer beauftragt war, wie die Autoren
von »Österreich-Ungarns letzter Krieg« formulieren (  S. 381  ), geriet Rolf am 2. Juni 1915
in der Gegend von Nisko-Wacholy in russische Gefangenschaft. Das Militär-Verdienst-
kreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration, das Rolf aufgrund der zwei »Belobungsein-
gaben« am 3. Juli 1915 verliehen wurde, konnte er bereits nicht mehr entgegennehmen.
Rolf Geyling (1884-1952)
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Rolf Geyling (1884-1952)
- Subtitle
- Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
- Author
- Inge Scheidl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79585-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 292
- Keywords
- Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
- Category
- Biographien
Table of contents
- Revolte und Reife 8
- Eine KĂĽnstlerfamilie 9
- Zwischen Abenteuer und Architektur 15
- Mädy 35
- Mobilisierung und Krieg 41
- Der Weg an die Ostfront 41
- Die Schlacht von Lemberg 48
- »Durch Landesbewohner verraten« 59
- Die Sanoffensive 62
- Schlacht bei Krakau 65
- Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
- Die »Angriffshast« der Infanterie 68
- Warten auf Befehle 70
- Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
- Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
- Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
- Kriegsgefangenschaft 91
- Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
- »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
- Die Jahre in Sibirien 96
- Der Transport in die Lager 96
- Dauria 115
- ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
- Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
- Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
- China 173
- Ankunft 173
- Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
- Aufträge und Rückschläge 189
- Das architektonische Werk 199
- Städtebauliche Planungen 203
- Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
- Villen 214
- Miethäuser 221
- Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
- Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
- Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
- Ewige Ungewissheit 247
- Lao Gai Lin 257
- Epilog 265
- Literatur 269
- Bildnachweis 272
- Farbteil 273