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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Die Jahre in Sibirien 103 ner Redaktion und unterziehen sich der Mühe russ. Blätter, die auf alle erdenklichen Ar- ten verschafft werden zu übersetzen, und abendlich wird dann das Ergebnis allen Her- ren zur größten Freude verlesen; so erfahren wir von den glänzenden Errungenschaften unserer Kameraden und das hält uns in der trostlosen Zeit aufrecht  ! Aber auch diese vielfältigen Beschäftigungen konnten letztlich nicht über die Eintö- nigkeit des Lagerlebens hinweghelfen. Die täglichen Spaziergänge wurden daher zur ersehnten Abwechslung aller, doch wurden die Ausgänge gerade deswegen von der Wachmannschaft immer wieder und unter verschiedensten Begründungen verboten. Manchmal versuchten die »Starschi«, so wurde der Älteste der Wachmannschaft be- zeichnet, der in allen Lagern eine wichtige Rolle spielte, einfach Trinkgeld zu erpressen. Sehr oft entsprang die Willkür jedoch schlichtweg der Trunkenheit der Wache. Wahr- scheinlich aufgrund der Siege der deutschen Armee bereits im ersten Kriegsjahr in der Schlacht bei Tannenberg im August 1914 und der Schlacht an den Masurischen Seen im September 1914 wurde gegen deutsche Offiziere zusätzlich mit besonderen Sankti- onen vorgegangen. 1., 2. Aug. Jeden 20. alten Stiles [  Julianischer Kalender  ] wird Gage ausgezahlt. Ich be- komme 50 Rubel für Monat Juli und 11 Rubel 7 Kopeken für die Zeit im Monat Juni, wel- che ich im Gouvernement Kasan war. Den deutschen Offizieren wird verlautbart, dass sie als Repressalien nur mehr 28 Rubel, dieses Monat sogar nur 18 Rubel bekommen. Wir sammeln sofort, und mit Ausnahme 2 Offizieren im slawischen Quartier beteiligen sich alle Herren gerne, und geben den 6 deutschen Offizieren soviel, dass sie genau so viel wie wir haben  ! Neben der quälenden Eintönigkeit stellte auch der Zwang, auf sehr dichtem Raum zu- sammenzuleben, eine große Belastung für die Gefangenen dar, und der Verlust jeglicher Privatsphäre war häufige Ursache für Auseinandersetzungen und kleinliche Streitereien. Auch Rolf litt unter der erzwungenen Gemeinschaft, und wo es ihm möglich war, zog er sich zurück und versuchte, ein Zimmer für sich alleine oder höchstens mit einem weite- ren Offizier beziehen zu können. Neben all der psychischen Belastung bedeutete auch die Ungezieferplage einen er- schwerenden Umstand im Lagerleben. Vor allem Läuse und Wanzen bereiteten den La- gerinsassen Qualen, wobei die Offiziere wiederum weniger in Mitleidenschaft gezogen waren als die Mannschaft, da sie nicht in den berüchtigten Massenquartieren hausen mussten. Im Verein mit zumeist katastrophalen hygienischen Verhältnissen führte die
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rolf Geyling (1884-1952)
Subtitle
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Author
Inge Scheidl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
292
Keywords
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Category
Biographien

Table of contents

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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