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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Kriegsgefangenschaft 154 katastrophalen Versorgungslage litt. Nicht zuletzt diese beiden Faktoren bildeten den Nährboden für die beiden russischen Revolutionen im Jahr 1917, die zum Ende der Za- renherrschaft führten. Die Februarrevolution mündete vorerst in eine bürgerliche Regierung, die jedoch noch keine Friedensverhandlungen mit den Kriegsgegnern führte. Erst unter der bol- schewistischen Regierung, die nach der Oktoberrevolution im November 1917 an die Macht gekommen war, wurde der Kriegszustand zwischen den Mittelmächten und der Sowjetregierung mit der Unterzeichnung des Friedens von Brest-Litowsk am 3. 3. 1918 beendet. In Rolfs Leben änderte sich durch diese geopolitisch bedeutsamen Ereignisse vorerst nicht allzu viel. Fast spurlos gingen die ungeheuren Umwälzungen zunächst am Alltag der Kriegsgefangenen in Sibirien vorüber, wie Rolfs spärlichen Eintragungen zu entneh- men ist. Erst mit dem voll entbrannten Machtkampf zwischen »Roten« und »Weißen« Garden im Jänner 1918 sollten die politischen Ereignisse auch für die Gefangenen in Si- birien unmittelbar spürbar werden. 1. Aug. Immer das gleiche einförmige Leben, mit stiller Hoffnung und neuer Enttäuschung. Immer neue Schikanen und Gemeinheiten von Seiten der Russen. Von der russischen Re- volution blieben wir bis nun ziemlich unberührt, nur sind jetzt die Soldatenkomitees am Ruder und da machen Komitees und Oberst gegenseitige Bosheiten, was natürlich im- mer zu unserem Schaden ausschlägt. So sind wir vor zwei Wochen aus unseren Quar- tieren wo ich zwei Monate schön alleine eine Küche bewohnte und arbeiten konnte, in Kasernen gesteckt worden. Je hundert Offiziere in einem Mannschaftssaal, kaum Platz zum Bewegen. Der Platz zum Spazieren sehr klein, aber wir betreiben fleißig Sport. Ver- pflegung ganz ungenügend. Pro Kopf und Monat sollen wir 1 Pfund Mehl und ⅓ Pfund Fett bekommen; Fleisch pro Woche 1 Pfund, sonst nur Brot in halbwegs genügender Menge. Leider bekommen wir auch diese vorgeschriebene Menge meist nicht, mit der Ausrede: »Es gibt’s nicht  !« Am Wasser mangelt es am meisten, so dass durch schlech- tes Wasser schon Darmepidemie droht.- Im Februar noch durften wir zweimal gruppen- weise 1 Stunde außerhalb spazieren gehen. Im Februar verstarb uns ein Kamerad Lt. Ka- resztis. Heute beerdigten wir unseren lieben Kameraden und Bibliothekar Oblt. Czullik. Ergreifendes Begräbnis. – Post sehr schlecht, recht selten, immerhin kürzlich einen Brief von Mädi, wo sie endlich wieder heiter wie einst und tapfer vertrauend scheint, das ist mir der schönste Trost  ! Anfang September Nachts plötzlich Hausdurchsuchung, die Russen nehmen da Zucker, dort Winterwäsche. Nach was sie suchen ist nicht bekannt geworden, aber nachher feh-
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rolf Geyling (1884-1952)
Subtitle
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Author
Inge Scheidl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
292
Keywords
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Category
Biographien

Table of contents

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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