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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Page - 194 - in Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten

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China 194 zur Zahlung von fast 60.  000,– $ verurteilt. Ich für meinen Teil verhandle schon länger mit der Bank um gegen Zahlung von einigen Tausend Dollars in Raten einen Ausgleich zu treffen, und ich bin sicher, das mir dies gelingen wird, aber es braucht Zeit, denn die Leute müssen erst zur Überzeugung gebracht werden dass sie andernfalls so gut wie nichts zu erwarten haben. Ich muss also meine pekuniäre Lage so schlecht wie möglich erscheinen lassen und habe mit Skoff deshalb proforma ein Anstellungsabkommen das mir nur geringes Einkommen gewährt.« Rolf schreibt dann weiter, dass er aufgrund die- ser Konstellation seine für den Winter angesparten Reserven auf kein Bankkonto einzah- len kann und außerdem auch »sonstige kleine Transaktionen bei denen ich gute Verzin- sung des Geldes bekommen könnte«, unmöglich geworden sind. Wenn man die damals noch schwierige Kommunikation zwischen China und Österreich bedenkt, ist es bemer- kenswert, welch mühsamen Weg sich Rolf sodann ausdachte, um seine finanzielle Lage zu erleichtern bzw. sein Geld zu sichern. Er beschloss nämlich, alle »Gelddepots, Geld- transaktionen wie Hypotheken, Ankäufe oder was da vorkommen könnte« auf den Na- men seiner Schwester Greta in Österreich zu überschreiben. Ihre Aufgabe war sodann, Rolfs Freund, dem österreichischen Honorarkonsul Paul Bauer, eine Generalvollmacht auszustellen, der wiederum Rolf eine Subvollmacht erteilte. Auf diese Weise konnte Rolf alle notwendigen Schritte unternehmen und nur bei »offiziösen Schritten« würde Bauers Unterschrift auftauchen. Sehr gezielt hat Rolf für diese Aktion Bauer ausgewählt. Denn wenn auch vorgesehen war, dass dieser nur als Privatmann in Erscheinung treten sollte, so war doch klar, dass jedermann den Konsul kannte und er daher, wie Rolf meinte, die »Sicherheit der Unantastbarkeit« garantierte. Nach dem Ausscheiden aus der Firma Yuen Fu Co. begann für Rolf wieder eine sehr arbeitsintensive Zeit. Er, dessen Ruhe bislang unerschütterlich schien, wirkte nun zeitwei- se recht nervös und gehetzt. Zunehmend stellten sich jedoch Erfolge ein, und Hermine schreibt am 29. Jänner 1925, dass Rolf »viel zu tun, und auch einige lohnende Aufträge« habe. »Ich freue mich ja ganz besonders darüber, ich konnte schon dieses übermässige An- spannen aller Kräfte Rolfs nicht mehr mitansehen.« Auch die Zusammenarbeit mit seinem Juniorpartner funktionierte klaglos, wobei weitgehend eine Arbeitsteilung vorgenommen wurde: Rolf war nicht nur der verantwortliche, sondern auch der entwerfende und planen- de Architekt, während Skoff vor allem für die ingenieursmäßigen Bereiche zuständig war. Rolfs größter Erfolg in dieser Zeit war die Planung und Errichtung des Deutsch-Ame- rikanischen Spitals in Tientsin, das im November 1926 eröffnet wurde, wie Rolf im glei- chen Monat seiner Mutter schrieb, um sodann fortzufahren, dass er daneben noch an- dere Projekte in Arbeit habe, die ihm allerdings weniger Freude bereiteten: »Leider sind die wenigsten Arbeiten künstlerisch befriedigend, und viele überhaupt nur Bauausfüh-
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rolf Geyling (1884-1952)
Subtitle
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Author
Inge Scheidl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
292
Keywords
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Category
Biographien

Table of contents

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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