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terium fĂĽr Handel und Verkehr sowie vom Bundesministerium fĂĽr Land- und Forstwirt-
schaft eine Dankesurkunde – und zwar nicht zuletzt für die Anbahnung von Geschäfts-
beziehungen zwischen heimischen Firmen und China. Als Höhepunkt seiner beruflichen
Anerkennung wurde ihm im Jahr 1932 sogar der ehrenvolle Titel »Baurat h. c.« verliehen.
Seine tiefe Verbundenheit mit Ă–sterreich zeigte sich auch in Rolfs Wunsch, bei sei-
nen Kindern, die nun zehn und zwölf Jahre alt waren, Verständnis für sein Heimatland
zu wecken. Er bat seine Schwester nämlich, »5 vaterländische Ergänzungshefte zu den
österreichischen Lesebüchern« zu besorgen, da er diese seinen Kindern zu Weihnach-
ten schenken wollte. (  Brief an Greta, 12. 11. 1936  ) Detailliert gibt er die Titel der Hefte an:
Mein Vaterland, mein Ă–sterreich
O du mein Ă–sterreich
Hoch Ă–sterreich
Ich bin ein Ă–sterreicher
Der Ă–sterreicher hat ein Vaterland
Darüber hinaus ersuchte Rolf auch seine Schwester, ihm die Lehrpläne der österreichi-
schen Mittelschulen zu senden, um sie mit denen der Deutschen Schule vergleichen zu
können – und keine Frage, Rolf hat gegebenenfalls sicher auch in diesem Punkt »Nach-
besserungen« eingefordert.
Wie wichtig Rolf die Vermittlung eines patriotischen Ă–sterreichbildes in China war,
lässt sein Vorhaben erkennen, trotz seiner Arbeitsüberlastung Vorträge in Schulen und
Vereinen zu halten, um »das Interesse für Österreich zu heben und mehr Verständnis
für seine wirtschaftliche Aufbauarbeit zu wecken. Gleichzeitig sollen diese Vorträge aber
auch eine eindringliche Werbung für den Besuch Österreichs durch Ausländer darstel-
len«. Mit diesen Worten wendete er sich im November 1936 an den Werbedienst des
Bundesministeriums fĂĽr Handel und Verkehr mit der Bitte um Zusendung von Filmen,
Bild- und Textmaterial.52 »Da«, wie er schreibt, »eine solche Werbung nicht eindring-
licher gestaltet werden kann als durch das Aufzeigen der landschaftlichen Schönhei-
ten und der wirtschaftlichen und technischen Errungenschaften Österreichs.« Er plante
nicht nur Vorträge in Tientsin zu halten, sondern auch in anderen Städten des Fernen
Ostens, etwa Peking, Nanking, Shanghai etc., und meinte, das Material eventuell sogar
an Japan weitergeben zu können.
Eine öffentliche Würdigung seiner Verbundenheit mit Österreich erhielt Rolf schließ-
lich, als er im Jahr 1932 auf Vorschlag Konsul Dr. Bauers zum österreichischen Vizekon-
52 Unveröffentlichtes Schreiben vom 12. 11. 1936 im Nachlass Rolf Geylings
Rolf Geyling (1884-1952)
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Rolf Geyling (1884-1952)
- Subtitle
- Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
- Author
- Inge Scheidl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79585-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 292
- Keywords
- Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
- Category
- Biographien
Table of contents
- Revolte und Reife 8
- Eine KĂĽnstlerfamilie 9
- Zwischen Abenteuer und Architektur 15
- Mädy 35
- Mobilisierung und Krieg 41
- Der Weg an die Ostfront 41
- Die Schlacht von Lemberg 48
- »Durch Landesbewohner verraten« 59
- Die Sanoffensive 62
- Schlacht bei Krakau 65
- Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
- Die »Angriffshast« der Infanterie 68
- Warten auf Befehle 70
- Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
- Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
- Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
- Kriegsgefangenschaft 91
- Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
- »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
- Die Jahre in Sibirien 96
- Der Transport in die Lager 96
- Dauria 115
- ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
- Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
- Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
- China 173
- Ankunft 173
- Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
- Aufträge und Rückschläge 189
- Das architektonische Werk 199
- Städtebauliche Planungen 203
- Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
- Villen 214
- Miethäuser 221
- Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
- Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
- Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
- Ewige Ungewissheit 247
- Lao Gai Lin 257
- Epilog 265
- Literatur 269
- Bildnachweis 272
- Farbteil 273