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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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China 252 1939 –, begann Hitler den Polenfeldzug, und Rumänien gewährte der polnischen Regie- rung Exil und erlaubte zudem der polnischen Armee den Rückzug auf rumänisches Ter- ritorium. Am 23. November 1940 trat Rumänien dann allerdings auf der Seite der Länder des wenige Monate zuvor begründeten Dreimächtepakts zwischen Deutschland, Japan und Italien in den Krieg gegen die Sowjetunion ein. Auch wenn diese Entwicklung im Sommer 1939 nicht eindeutig absehbar war – zumal aus der Distanz des Lebens heraus, das Rolf und Hermine in China führten –, so existier- ten doch zu diesem Zeitpunkt genügend andere Warnzeichen, die einer Reise klar ent- gegenstanden: In Österreich hatte der im März 1938 erfolgte »Anschluss« bereits weit- reichende Folgen, da sämtliche Staats- und Regierungsorgane, die Polizei und Armee von Deutschland übernommen worden waren. Eine erste Welle der Gewalt gegen jüdi- sche Einwohner musste auch von Greta registriert worden sein, und ebenso die Plünde- rungen, Vertreibungen und Enteignungen, die im ganzen Land stattfanden. Natürlich hatte damals niemand jenen Überblick über das Ausmaß und die Folgen dieser Ereignisse, den man erst Jahrzehnte später gewinnen konnte, und Rolf in Tientsin wusste sicher noch weniger als die Menschen in Europa die Tragweite des politischen Umsturzes unter Hitler richtig einzuschätzen. Denn nur so ist es zu erklären, dass er kei- ne Bedenken hatte, seine Frau mit den Kindern alleine die Reise antreten zu lassen. Zu- mindest über die Lage in China war Rolf so weit informiert, dass er es für ratsam hielt, »in diesen kritischen Zeiten« sein Büro nicht alleinzulassen. Außerdem hatte er etliche Projekte in Arbeit, die er nicht kurzerhand unterbrechen konnte, und wie immer fürch- tete Rolf zudem, im Falle einer längeren Abwesenheit bei Neuaufträgen nicht berück- sichtigt zu werden. Kurze Zeit nachdem Hermine mit Mausi und Franz in Europa angelangt war, begann am 1. September 1939 ohne vorherige Kriegserklärung mit dem Einmarsch der Wehr- macht in die Polnische Republik der Zweite Weltkrieg. Am 17. September griff die Rote Armee Ostpolen an, und polnische Truppen, die sich nach Rumänien zurückziehen woll- ten, wurden in den Schlachten bei Lemberg und Rawa Ruska aufgerieben. Diese zwei Orte, die Rolf bereits im Ersten Weltkrieg im Zusammenhang mit Kampfhandlungen er- wähnt hatte, gerieten damit erneut in den Brennpunkt der kriegerischen Auseinander- setzungen. Statt einer weiteren politischen Zuspitzung erlebte Tientsin im Sommer 1939 hinge- gen »ein katastrophales Hochwasser«, sodass weite Teile von Tientsin bis zu 2,50 Meter unter Wasser standen und Rolf alle Arbeiten einstellen musste. Unter Hinweis auf dieses Hochwasser meinte Rolf auch, dass sich seine Frau nicht mit der Heimkehr beeilen solle, wie er seiner Schwester am 20. August schreibt: »Es wird Monate dauern bis das Was- ser aus der Umgebung abfliesst, und da wird es kein Gemüse geben und weitere Teue-
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rolf Geyling (1884-1952)
Subtitle
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Author
Inge Scheidl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
292
Keywords
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Category
Biographien

Table of contents

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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