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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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China 262 Nachdem die Kinder China verlassen hatten, wurden auch Rolf und Hermine nur mehr von der Hoffnung in China zurückgehalten, zumindest Tei- le ihres in vielen Jahren erworbenen Vermögens restituiert zu bekommen. Sie reduzierten ihren Wohnraum, indem sie in das Obergeschoß des in der deutschen Konzession gemieteten Hauses zogen, wobei sogar der seinerzeit aus Österreich importierte Kachelofen in einer neuen, moderne- ren Zusammensetzung in den 1. Stock wanderte. (Abb. 119) Gleichzeitig mit der Reduzierung des Wohnraumes löste Rolf nun endgültig sein Ar- chitekturbüro auf und entließ seine Angestellten. Das Untergeschoß wurde an den ehemaligen Kla- vierlehrer der Kinder und dessen Frau vermietet. Der Koch und seine Frau – die Amah der Kin- der – verließen den Geyling’schen Haushalt nach 25 Jahren, und nur Wang, der treue Diener von Rolf, blieb bei der Familie. Da die Konfiszierung des Eigentums vorerst nur den Grundbesitz betraf, hatte Rolf zunächst noch die Einnahmen aus der Vermietung der Cambridge Flats zur Verfügung, und er war auch immer noch für andere Hausbesitzer als Verwalter tätig. Die neue poli- tische Lage brachte jedoch auch diesbezüglich sehr rasch Schwierigkeiten mit sich. Denn etliche Mieter waren nun der Meinung, dass die Wohnungen im Sinne der kommunis- tischen Idee der Allgemeinheit gehörten und daher keine Miete mehr bezahlt werden müsse. Rolf, der seine Verhandlungen stets kontrolliert und objektiv zu führten pflegte, konnte dann doch auch einmal die Geduld verlieren, als sich ein neuer Interessent wei- gerte, Zahlungsverpflichtungen zu akzeptieren. Nach einer stundenlangen Diskussion sollte endlich der Mietvertrag unterzeichnet werden, als dem potenziellen Mieter doch noch weitere Argumente zu seinen Gunsten einfielen. Und nun lernt man Rolf von einer ganz neuen Seite kennen: Er soll bebend vor Zorn aufgestanden und in das Nebenzim- mer gegangen sein, um dort einen Sessel zu packen, den er in einem wilden Ausbruch zu Kleinholz schlug. Der verschreckte Mieter soll im Glauben, Rolf sei um den Verstand gekommen, rasch einen Arzt geholt und schließlich kleinlaut auch den Vertrag unter- schrieben haben, um nun ja nicht Anlass zu weiteren Ausbrüchen zu geben. Eines Tages, im Jahr 1952, landete Rolf mit streitenden Parteien sogar vor Gericht. Die große Aufregung dieser Tage setzte Rolf sehr zu, und seine Herzprobleme machten sich 119 Rolf und Hermine, 1950er-Jahre
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rolf Geyling (1884-1952)
Subtitle
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Author
Inge Scheidl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
292
Keywords
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Category
Biographien

Table of contents

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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