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Epochenbild 611
Organisation
Leitung
Professoren
dung der Universität, die sich hauptsächlich aus einer neu eingeführten Salztaxe
finanzieren sollte. Nachdem der Unterricht Schritt fĂĽr Schritt an allen vier Fakul-
täten aufgenommen worden war, kam es 1677 durch Ausstellung der kaiserlichen
Stiftungsurkunde und der päpstlichen Bulle zur offiziellen Bestätigung der neuen
Hochschule. Die Innsbrucker Universität gehörte zu den in katholischen Ländern
weit verbreiteten „Jesuitenuniversitäten“, so genannt wegen des hohen Anteils von
Jesuiten an der Professorenschaft und, weil sie in ihrer ideologischen Ausrichtung
dem gegenreformatorischen Geist des Ordens verpflichtet waren.
Was ihren rechtlichen Status betraf, war die Universität Innsbruck, wie alle da-
maligen Universitäten, eine unabhängige Korporation. Ihre Mitglieder, Studenten
und Professoren, aber auch ihre Dienerschaft, Frauen, Kinder und Witwen der
Professoren, Universitätsnotar, Pedell, Italienisch-, Französisch-, Tanz- und Fecht-
lehrer, später auch Universitätsbuchdrucker und Bibliothekar, unterstanden der
Gerichtsbarkeit der Universität und nicht derjenigen der lokalen Behörden. Die
weltliche Oberinstanz war die oberösterreichische Regierung in Innsbruck, die
geistliche der Brixner Bischof. Als eine NeugrĂĽndung des 17. Jhs. war die Univer-
sität einfach organisiert und frei von der Last der schwerfälligen mittelalterlichen
Strukturen, die an den älteren Universitäten immer noch vorhanden waren, wie
z.B. Nationen oder Kollegien.
An der Spitze der Innsbrucker Universität stand der Rektor, der jährlich von
allen Doktoren und Magistern aus dem Kreis der Professoren – mit Ausnahme
der Jesuiten – gewählt wurde. Dabei wechselten sich Vertreter der juridischen,
theologischen und medizinischen Fakultät in einem festen Turnus ab. Der Rektor
kümmerte sich um Rechtsprechung, Finanzen und Vertretung der Universität nach
außen. Das zweithöchste Amt, das des Kanzlers, hatte der jeweilige Brixner Bischof
inne, vertreten von einem Prokanzler, der meist aus dem Professorenkreis kam.
Dieser nahm hauptsächlich die vorgeschriebenen Glaubensbekenntnisse und Eide
der Professoren und Promovenden entgegen.
UrsprĂĽnglich waren alle Professoren Mitglieder des Senats, der den Rektor bei
aufwendigeren Angelegenheiten, etwa bei Untersuchungen von Kapitalverbrechen
durch oder an Universitätsangehörigen, aber auch bei Fragen der studentischen
Disziplin zu unterstĂĽtzen und zu beraten hatte. Laien und Weltgeistliche unter den
Professoren wurden von der Regierung ausgewählt und eingesetzt. Ihre Gehälter
waren je nach Ansehen der Lehrkanzel unterschiedlich. Wurde ein besser bezahlter
Lehrstuhl frei, übernahm ihn der in der Rangordnung nächstniedrigere Professor.
So ĂĽbernahm ein neu bestellter Professor immer die in Bezug auf Rang und Ge-
halt niedrigste Kanzel seiner Fakultät. Als Lohn für die Professoren aus der Gesell-
schaft Jesu wurde dem Orden eine im Vergleich zu anderen Gehältern wesentlich
niedrigere Pauschale gezahlt. Bei den patres ist ein sehr häufiger Personalwechsel
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322