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612 Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773)
Fakultäten :
Philosophie
Theologie
Jura
Medizin
Unterrichts-
methoden zu beobachten. Der Provinzial der Oberdeutschen Ordensprovinz, welcher fĂĽr die
Zuteilung zuständig war, versetzte sie nach eigenem Gutdünken bzw. nach Bedarf
des Ordens an andere Universitäten oder Gymnasien.
Der universitäre Lehrbetrieb spielte sich innerhalb der vier Fakultäten ab, an
deren Spitze jeweils ein Dekan stand. Die philosophische Fakultät diente auch
als obligatorische Vorstufe für den Besuch der drei anderen, höheren Fakultäten.
Das Studium der Philosophie dauerte drei Jahre : Im ersten hörten die Studenten
Vorlesungen aus Logik, im zweiten aus Physik und im dritten aus Metaphysik.
Zusätzlich wurde während des ganzen Studiums Mathematik unterrichtet. Die Pro-
fessoren der philosophischen Fakultät waren ursprünglich ausschließlich Jesuiten.
Ein Professor begleitete seine Studenten durch alle drei Jahre des Studiums, unter-
richtete also zuerst Logik, dann Physik und schlieĂźlich Metaphysik. Schon nach
dem ersten Studienjahr konnte man das Bakkalaureat erwerben, nach drei Studien-
jahren und abgeschlossenem Bakkalaureat auch das Magisterium der Philosophie,
das wiederum Voraussetzung fĂĽr den Erwerb akademischer WĂĽrden an einer der
drei höheren Fakultäten war. Die feierliche Verleihung akademischer Titel, v.a. die
mit einer öffentlichen Disputation verknüpfte Promotion, war mit hohen Kosten
verbunden, aber nicht obligatorisch. Gerade unter Adeligen kam es häufig vor, dass
eine Universität besucht, aber kein akademischer Grad erworben wurde.
Die theologische Fakultät wurde ebenfalls von Jesuiten dominiert. Das Haupt-
fach, scholastische Theologie, wurde durch alle vier Jahre des theologischen Stu-
diums von zwei Jesuiten unterrichtet ; zusätzlich hatten Vertreter des Ordens die
Lehrkanzel der Moraltheologie inne, während die zwei Nebenfächer, Kontroversen
und Heilige Schrift, von Weltgeistlichen unterrichtet wurden. Nach zwei Studien-
jahren konnten die Studenten das Bakkalaureat erwerben, was eine Voraussetzung
fĂĽr den Abschluss des Studiums mit einem Lizenziat bzw. Doktorat der Theologie
darstellte.
An der juridischen Fakultät wurden in einem vierjährigen Studium Kirchenrecht
und Zivilrecht unterrichtet. Das Kirchenrecht wurde von einem Jesuiten vorgetra-
gen, während die weltlichen Professoren jeweils ein Haupt- und ein Nebenfach
des Zivilrechts unterrichteten : Institutionen und Zivilprozess, Digesten und Feu-
dalrecht bzw. Codex und öffentliches Recht. Die Studenten konnten entweder ein
Doktorat des Kirchenrechtes oder ein Doktorat beider Rechte erwerben.
Das Studium an der medizinischen Fakultät dauerte drei Jahre. Ursprünglich
unterrichteten nur zwei Professoren – für medizinische Institutionen bzw. Praxis
–, später wurde das Studium durch Lehrstühle für Anatomie und Aphorismen er-
weitert.
Ăśblich waren als Unterrichtsform Vorlesungen, in denen die Studenten die sys-
tematische Darlegung des Stoffes mitschrieben, und Repetitionen (oder collegia), in
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322