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650 Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773)
Publikum,
Wirkintention
Sartore,
Vigiliae Sacrae ins Leben gerufenen Marianischen Kongregation (vgl. Coreth 1965, 31–37). Eleg.
27–38 widmen sich der Klage über bzw. dem Kampf gegen diverse Laster. Das
Schlussgedicht beschreibt den Werdegang des Bernhard von Clairvaux und mündet
in einen Aufruf, es diesem Vorbild gleichzutun. Ansonsten scheint Zendron nach
varietas zu streben. Interessante Einzelgedichte sind z.B. eleg. 2, die Wiedergabe
eines Gebets in der Stadtpfarrkirche St. Jakob um Rettung vor einem Erdbeben,
wohl dem vom 22. 12. 1689 ; eleg. 11, ein Himmelsbrief Marias an die Mitglieder
der Marianischen Kongregation, der zugleich in der Tradition des christlichen he-
roischen Briefs steht ;27 eleg. 14, ein Enkomion auf die Hand, mit der ein Marianer
einem Mädchen, das ihn zu einem Kuss verführen wollte, eine Ohrfeige gegeben
hat ; eleg. 33 gegen den Kneipenbesuch, ein Stück, das mit einer originellen Klage
des leeren Geldbeutels schließt ; eleg. 40 über das Ende der Herbstferien und die
Rückkehr der Innsbrucker Schüler zu ihren Studien.
Die Sammlung richtet sich an Gymnasiasten und Studenten Innsbrucks, insbe-
sondere aber an solche der Innsbrucker Marianischen Kongregation. Hierauf weist
neben deren häufiger ausdrücklicher Erwähnung v.a. der Stellenwert hin, der Maria
zukommt : Das Buch ist ihr als Patronin der studierenden Jugend zugeeignet, sie ist
in ihm durchgehend stärker präsent als selbst die Heilige Dreifaltigkeit, und schon
in eleg. 1,4 werden die Leser als Mariani nobile germen agri („edler Sproß des Maria-
nischen Ackers“) angesprochen. Als primäre Intention lässt sich somit die Werbung
junger, gebildeter Mitglieder für die Kongregation oder deren geistliche Betreuung
in ihnen gemäßer Form benennen. Das Opus stellt somit ein poetisches Gegenstück
zu den zahlreichen marianischen Prosahandbüchern der Zeit dar. Darauf weist auch
die Zahl seiner Gedichte hin, die nicht nur auf die Heiligkeit der Sieben – 49 = 7Â
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7
– und die christliche Symbolik der 50, sondern wohl auch auf eines der bekanntes-
ten dieser Werke rekurriert, die erstmals 1587 erschienenen 50 Betrachtungen über
die Rosenkranzgeheimnisse des Pater Franz Coster SJ (vgl. Coreth 1965, 24, 26–27).
Der zweimalige Nachdruck, der nicht nur durch den Innsbrucker Bedarf verursacht
worden sein kann, zeigt übrigens, dass das Buch auch Marianer aus anderen Städ-
ten angesprochen hat. Hierzu werden neben der Vielfalt des Inhalts auch Zendrons
gekonnte und leicht verständliche Distichen beigetragen haben, die es zu einer ver-
gleichsweise unterhaltsamen Erbauungslektüre machen.
Erbauung und Belehrung der Leserschaft waren auch das Ziel der 1754 in Tri-
ent erschienenen Vigiliae sacrae („Heilige Nachtwachen“) des Kuraten von Faver in
Cembra, Giovanni Domenico Sartore († um 1765 ; vgl. Tovazzi, Nr. 230),28 doch
27 Vgl. Dörrie 1968, v.a. 381–427. Dörrie weist dort mehrfach Maria als Briefschreiberin nach ; s.
besonders 395, wo sie an ein abtrünniges Mitglied einer Marianischen Kongregation schreibt.
28 Dies trotz des Titels, der an die Tradition des Stundengebets anknüpft und das Werk primär zum
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322