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844 Von der GrĂŒndung der UniversitĂ€t bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773)
weitere
Dissertationen
zum Thema
Greimbl,
Dissertatio physica Ego certe cum 28 Iulii post horam diei nonam occidentem versus in campo patenti ambularem
et vehemens satis terraemotus existeret, dubitare non potui eundem ab oriente in occidentem
ferri, audiebam enim horribilem sonitum tergori meo procul imminentem, antequam sen-
tiebam terram sub pedibus trementem.
Als ich am 28. Juli nach der neunten Stunde des Tages in westlicher Richtung auf einem
offenen Feld spazierte und sich ein ziemlich starkes Erdbeben ereignete, konnte ich nicht
zweifeln, dass es sich von Ost nach West ausbreitete. Ich hörte nÀmlich in der Ferne einen
fĂŒrchterlichen und bedrohlichen Krach in meinem RĂŒcken, bevor ich spĂŒrte, dass die Erde
unter meinen FĂŒĂen bebte.
Eine Reihe weiterer Dissertationen zum Thema Erdbeben beweist, dass die âKata-
strophendissertationâ tatsĂ€chlich so etwas wie ein Subgenre ist. Nur verwiesen sei
an dieser Stelle auf die 1699 erschienene theologische Dissertation Cassandra von
Johann Baptist Halden (vgl. hier S.Â
810â812), in der ein damals zehn Jahre zurĂŒck-
liegendes, ebenfalls starkes Erdbeben in Innsbruck als Folge menschlicher SĂŒnden
interpretiert wird â der andere Zugang des Theologieprofessors ist offenkundig.
Zwei weitere Dissertationen, die sich mit Erdbeben befassen, fallen aber ins Gebiet
der Philosophie. Beide sind vom Beben in Lissabon 1755 motiviert. Wir machen
damit einen Sprung ans Ende unserer Epoche.
Chrysologus Maria Greimbls (Gasser 2, 53â54) Dissertatio physica de primaria
ac ordinaria causa terraemotus (âPhysikalische Abhandlung ĂŒber die wichtigste und
eigentliche Ursache eines Erdbebensâ) wurde 1757 zusammen mit den obligato-
rischen Thesen â in diesem Fall aus der gesamten Philosophie â im Innsbrucker
Servitenkloster vorgelegt. Sie ist damit auch ein Beispiel fĂŒr die zahlenmĂ€Ăig unter-
geordnete Produktion von Dissertationen im philosophischen Hausstudium der Ti-
roler Klöster. Ăber den Autor ist auĂer seinen Lebensdaten â geboren in Hall 1729,
gestorben in Innsbruck 1804 â nicht allzu viel bekannt. Neben philosophischen
und theologischen Werken hat er auch Dichtung geschrieben,8 was wenigstens
teilweise auch die stilistischen Ambitionen in seiner theoretischen Prosa erklÀren
könnte. Greimbls Abhandlung ist insgesamt weniger direkt auf den Anlass bezogen
als jene Manincors. Das Erdbeben von Lissabon wird im Text zwar oft erwÀhnt,
doch fehlt einerseits eine Vorrede, in der der Bezug ausdrĂŒcklich hergestellt wird,
andererseits eine detaillierte lokalspezifische Beschreibung der Ereignisse, wie sie
Manincor in mehreren Passagen liefert.
8 NĂ€mlich Hymnen â Libellus Hymnorum (âHymnenbĂŒchleinâ ; ULBT, Cod. Serv., I. a. 3 und I.
a. 4) â und eine aszetische Elegie Camenae christianae seu elegia ascetica cum scholiis (âChristliche
Camenen, oder aszetische Elegie mit Scholienâ ; ULBT, Cod. Serv. I. a. 15).
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Ć ubariÄ
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der GrĂŒndung der UniversitĂ€t bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Ć ubariÄ) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Ć ubariÄ/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Ć ubariÄ) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂŒrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322