Page - 914 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Image of the Page - 914 -
Text of the Page - 914 -
914 Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848
Schulwesen
nach 1815
Hochschulen
Wieder
errichtung,
neuerliche
Aufhebung
Generalseminar terhaltenen Schulen. Lat. wurde an den Gymnasien gelehrt : Zu Beginn der Epoche
gab es in Tirol Gymnasien in Rovereto, Trient, Bozen, Meran, Brixen, Innsbruck
und Hall – die meisten von Orden geführt. 1774 erließ Maria Theresia die Allge-
meine Schulordnung, die die Kinder vom sechsten bis zum zwölften Lebensjahr
zum Schulbesuch verpflichtete. Zu diesem Zweck wurden sogenannte Trivialschu-
len in Dörfern und kleineren Städten eingerichtet, deren Lehrer in Normalschulen
(fĂĽr Tirol in Innsbruck und Rovereto) ausgebildet wurden. Dies ist jedoch nicht
als Verdrängung der Kirche aus dem Bildungssystem zu sehen : Viele dieser neuen
Schulen wurden von der Kirche mitfinanziert.
Nach den Kriegsjahren war erst wieder ab 1815 an eine Konsolidierung des
Schulbetriebes zu denken. Volksschulen und Gymnasien kamen nunmehr ganz un-
ter die Kontrolle der Kirche. Besonders die wiedererrichteten Klöster und Stifte
kĂĽmmerten sich um den Wiederaufbau des Gymnasialwesens. Noch 1870 gab es in
Tirol nur ein einziges staatliches Gymnasium in Innsbruck.
Auch die höheren Bildungseinrichtungen des Landes waren von den josephini-
schen Reformen stark betroffen : Die Universität Innsbruck wurde 1782 aufgeho-
ben (nur mehr Wien und Prag verfĂĽgten ĂĽber almae matres) und in ein Lyzeum
umgewandelt. Der Unterschied zu einer Universität bestand auch darin, dass die
Studenten in einem Lyzeum, die in erster Linie zu guten Beamten ausgebildet wer-
den sollten, keinen Doktorgrad erwerben konnten. Lat. als Unterrichtssprache
wurde auĂźer in der Theologie durch Deutsch ersetzt, was einen massiven RĂĽckgang
in Lat. verfassten wissenschaftlichen Schrifttums zur Folge hatte.
Nach dem Allgemeinen Landtag 1790 wurde die Universität wiedererrichtet. Be-
reits 20 Jahre später wurde sie jedoch unter bayerischer Herrschaft 1810 erneut auf-
gelöst und in ein philosophisch-theologisches Lyzeum umgewandelt, woran auch
die Rückkehr zu Österreich zunächst nicht viel änderte : 1816 wurde dem Lyzeum
ein juridisches und ein niederes medizinisch-chirurgisches Studium zuerkannt,
während die Theologie in den Bischofsstädten des Landes blieb. 1826 erhob Kaiser
Franz die Anstalt wieder zur Universität, die jedoch erst 1857 durch die Theologie
und 1869 durch die Medizin komplettiert wurde.
Neben Universität bzw. Lyzeum gab es als höchste josephinische Bildungsein-
richtung des Landes kurzfristig das Generalseminar, das der Priesterausbildung
diente und in Innsbruck angesiedelt war, um den Einfluss der Bischöfe von Brixen
und Trient zu schmälern. Der erklärte Freimaurer Giovanni Battista Albertini
wurde 1783 zum Rektor ernannt. Das Seminar war in den Räumlichkeiten des
aufgehobenen Innsbrucker Franziskanerklosters angesiedelt. In Trient ignorierte
man dieses Generalseminar, und das eigene Priesterseminar zog in das aufgelas-
sene Jesuitenkolleg um. Nach der Abschaffung des Generalseminars 1790 konnten
Priesteramtskandidaten wieder offiziell an so verschiedenen Einrichtungen stu-
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322