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Dichtung 927
Simone Poli
Ignatius Schmidt
sache nach Längen und Kürzen analysierte Verse (Bl. 42r–46r) des Humanisten
Marcantonio Flaminio (1498–1550). Wie große Mühe Bernardelli das Schreiben
eigener Distichen bereitete, zeigen einige selbstverfasste Versfetzen mit (mitunter
falscher) metrischer Analyse.
Der Reigen der Elegien auf verdiente Persönlichkeiten setzt sich fort mit ei-
nem Gedicht des in Trient geborenen Simone Poli (1724–1807), der körperlich
missgestaltet war und sich v.a. in seinen italienischen Gedichten als scharfsinniger
Kritiker seiner Zeitgenossen erwies.7 Als Geistlicher war er lange Jahre Sekretär des
Kardinals Annibale della Genga (1760–1829), der später als Leo XII. den Thron
Petri bestieg. 1804 verfasste Poli ein kurzes, in Trient gedrucktes Gedicht in fĂĽnf
elegischen Distichen auf die Abreise des Hofrats Johann von Strobl, des Leiters der
kaiserlichen Hofkommission, die nach der Auflösung der geistlichen Fürstentümer
zur Vereinheitlichung der Verwaltungsstrukturen eingesetzt wurde.8 Strobl fand
bereits im Kleinepos des Bartolomeo Gerloni (s.o.) Erwähnung. Im Namen der
Bürger der Stadt wünscht ihm Poli alles Gute. Strobl möge sich auch weiterhin für
die Belange Trients einsetzen.
Wie die Abreise konnte auch die Ankunft einer Persönlichkeit Anlass für eine
lat. Elegie sein. Hier ist Ignatius Schmidt zu nennen, der als Lehrer in Innsbruck
an der k.k. Normalschule wirkte. Im Jahr 1805 veröffentlichte er ein Werk mit dem
Titel Iubila in adventum […] Iosephi Vincentii de Zobel („Freude bei der Ankunft
[…] des Joseph Vinzenz von Zobel“ ; Innsbruck 1805). Joseph Vinzenz von Zobel
war zunächst Pfarrer und Dekan in Imst, ehe er zum Rat im oberösterreichischen
Gubernium in Innsbruck befördert wurde. Als er 1805 nach Innsbruck reiste, war
dies Grund zur Freude und musste würdig begangen werden – auch mit einer lat.
GruĂźadresse. Von den insgesamt 59 elegischen Distichen des Gedichtes bilden die
V.Â
1–30 eine Art Vorspann : Die Muse hat sich aufgemacht, von Zobel zu besuchen,
zaudert nun aber aus Respekt, an seine TĂĽr zu klopfen. SchlieĂźlich wagt sie es
doch, und das eigentliche Lied beginnt : Ein wunderschöner Tag bricht in Tirol an
(V. 31–48). Der Dichter fordert die Musen auf, ihn zu beflügeln ; das ganze Land
möge heute jubeln (V.Â
49–76), denn von Zobel kommt in Innsbruck an (V.Â
77–86).
Ihm wird alles Gute gewĂĽnscht, und er soll sich auch weiterhin der Normalschule,
an der Schmidt unterrichtet, gewogen zeigen (V. 87–118). Das Gedicht hat also
7 Zu seiner Biographie vgl. Gasser 3, 93 ; Benvenuti 1994–1998, Bd. 3, 92 (mit Abdruck einer ihm
zugeschriebenen pasquinata). Das Geburtsjahr Polis wird unterschiedlich mit 1736 (Gasser) und
1724 (Benvenuti) angegeben.
8 Praeclaro academiae nostrae Mecenati Joanni de Strobl Caesareo praesidis munere viriliter perfuncto
cives Tridentini gratulantur. Epigramma („Dem berühmten Mäzen unserer Akademie Johann von
Strobl, der das vom Kaiser auferlegte Amt des Präsidenten mannhaft erfüllt hat, gratulieren die
Bürger von Trient. Ein Epigramm“ ; Trient 1804).
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322