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956 Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848
Cresseri
Inscriptiones
Darstellung
Siauve Doch auch lat. Texte sind zu nennen : Vor allem als Archäologe bekannt wurde
der Trientner Gian Giacomo Cresseri (1732–1816 ; vgl. Gasser 1, 164, der als Ge-
burtsdatum fälschlich 1707 angibt ; Ambrosi 1894, 96–97). Beruflich wirkte er zu-
nächst als Sekretär der österreichischen Gesandtschaft in Venedig, später bis zu
seinem Tod in Neapel. Neben einigen italienischen Werken und einer Sammlung
von Briefen an ihn (TLMF, Dip. 792/1) haben sich einige lat. Werke zu archäolo-
gischen Themen erhalten.
Sein umfangreichstes, nur hs. erhaltenes Werk sind die Inscriptiones Romanae in
agro Tridentino eiusque vicinia repertae („Römische Inschriften, die im Gebiet von
Trient und seiner Nachbarschaft gefunden wurden“ ; BCT, ms. 210 ; im Folgenden
wird nach der Abschrift im TLMF, Dip. 688/2 zitiert). Bereits der Titel macht
klar, dass der Autor sich in die Tradition Anton Roschmanns (vgl. hier S.Â
743–744)
stellen, aber im Gegensatz zu diesem nicht ganz Tirol, sondern v.a. das Gebiet von
Trient (daneben aber auch Brixen, s.u.) behandeln will. Dabei spielt es fĂĽr ihn keine
Rolle, ob sich ein römischer Inschriftenstein noch im Trentino befindet oder bereits
an einen anderen Ort, z.B. nach Verona oder Rom, verbracht worden ist.
Die Inschriften sind in dem Stil angeordnet und aufbereitet, wie es später auch
noch im CIL ĂĽblich sein wird : Jede der 52 Inschriften ist mit einer Nummer verse-
hen, an die sich Angaben zum Fundort bzw. zum aktuellen Standort anschlieĂźen.
Vor der diplomatisch getreuen Transkription wird angefĂĽhrt, wer die Inschrift ab-
geschrieben hat (als häufigster Gewährsmann erscheint Joseph von Sperges, vgl. hier
S. 989), am Ende stehen textkritische Bemerkungen und Notizen zur Datierung.
Einige Steine stammen offenbar aus Cresseris Privatsammlung, so heiĂźt es z.B. zu
Nr. 12 : Tridenti, in aedibus Cresserii (Bl. 15r ; „Trient, in Cresseris Haus“). An die
ersten 52 Nummern des Werkes schließen sich auf Bl. 65r–79v weitere Inschriften
an, die teilweise ungezählt, teilweise mit neuer Zählung einsetzend v.a. Belege zur
römischen Vergangenheit Brixens sammeln.
Ein weiterer Altertumswissenschaftler sei zumindest kurz erwähnt : Im Umfeld
der napoleonischen Eroberungen kam Étienne Marie Siauve (1757–1812) als fran-
zösischer Militärkommissar nach Krain und Udine (vgl. Vigi Fior 1993). Als aktives
Mitglied der Pariser Académie celtique nutzte er seine Stellung für eingehende Stu-
dien und verfasste De antiquis Norici viis et urbibus quaestiones („Probleme zu den
alten Straßen und Städten Noricums“ ; Verona 1812).
Die Schrift geht von der Besprechung eines Inschriftensteines aus, den Siauve an der Inns-
brucker Universitätsbibliothek studieren konnte (III–VI). Nach der Formulierung einiger
topographischer Fragestellungen, die noch der Lösung harren (darunter die bis heute nicht
geklärte Frage nach der Lage von Noreia), werden die Verse 4,636–665 der Vita sancti
Martini des Venantius Fortunatus zitiert und interpretiert (VIII–XIII). Schließlich berich-
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322