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Theologie 1009
Moral : Herkulan
Oberrauch
Institutiones
äußere : Ecclesia adest infallibilis revela-
tionis conservatrix et magistra. (8 ; „Die
Kirche ist zur Stelle als unfehlbare HĂĽ-
terin und Lehrerin der Offenbarung.“)
Die Möglichkeit, der Geist des 18. Jhs.
könnte wieder aufleben, erfüllt Steger
mit Besorgnis.
Den Reigen der hier zu behandeln-
den Moraltheologen soll Herkulan
Oberrauch OFM (1728–1808 ; vgl.
Abb. 163) eröffnen, dessen Biographie
gut die damalige Diskrepanz zwischen
den staatlichen Vorstellungen und dem
Empfinden breiter Kreise der Bevölke-
rung, auch vieler Akademiker, in religi-
ösen Fragen illustriert. Oberrauch, der
aus Sarnthein stammte, trat 1750 in den
Franziskanerorden ein, studierte in Bo-
zen Philosophie und Theologie, wurde
1753 in Trient zum Priester geweiht
und unterrichtete in der Folge an verschiedenen Klöstern Theologie und Kirchen-
recht. 1766 folgte er Flavian Ricci (vgl. hier S. 828) auf den Innsbrucker Lehrstuhl
fĂĽr Moraltheologie nach. Er war bei den Studenten sehr beliebt und zudem ein
eifriger Seelsorger mit groĂźer Breitenwirkung, doch da aus Wien aufgrund seiner
konservativen Haltung schon bald Argwohn gegen ihn laut wurde, pensionierte
man ihn bei der Umwandlung der Universität in ein Lyzeum 1782. Als Beichtvater
der Erzherzogin Maria Elisabeth konnte er jedoch selbst nach der 1785 erfolgten
Auflösung des Innsbrucker Franziskanerkonvents in Innsbruck bleiben. Nach dem
Tod Josephs II. 1790 trug er wesentlich zur Aufhebung der Generalseminare bei.7
Oberrauch war ein fruchtbarer Schriftsteller, der seinen Gedanken in einer FĂĽlle
lat. sowie einigen deutschsprachigen Arbeiten Ausdruck verlieh. Sein Hauptwerk
sind die 1774–1775 in vier Bänden in Innsbruck publizierten Institutiones iusti-
tiae christianae seu theologia moralis („Unterweisungen in christlicher Gerechtig-
keit oder Moraltheologie“ ; vgl. Amort 1967, 67–70 ; Kleber 1982, 143–151). Eine
achtbändige Neuausgabe, die zusätzlich sechs einzelne Kapitel vertiefende disser-
tationes („Erörterungen“) enthält, erschien 1797–1798 als Theologia moralis in
Bamberg und NĂĽrnberg. Oberrauch bietet in den Institutiones eine systematische
7 Hurter 5, 812–813 ; Amort 1967, 10–21, 37–54 ; Brandl 1969, 107–115 ; Kleber 1982, 15–33.
Abb. 163: Porträt Herkulan Oberrauchs
(Gemälde von Josef Schöpf, um 1805).
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322