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Theologie 1015
ein jansenistischer
Bischof : Joseph
von Spaur
Regula cleri
zwischen
Tridentinum und
Aufklärung
Eine kirchenpolitisch bedeutende Per-
sönlichkeit war gegen Ende des 18. Jhs.
der 1718 in Innsbruck geborene und
am Germanicum in Rom ausgebildete
Joseph von Spaur, der 1779–1791 in
Brixen als Fürstbischof regierte (vgl.
Gelmi 1984, 206–215 ; s. Abb. 164).
Spaur bekannte sich offen zu Jansen und
Febronius und stand dem josephini-
schen Reformprogramm grundsätzlich
aufgeschlossen gegenüber (Gelmi 2007,
142). Eine interessante kleine Abhand-
lung aus seiner Feder trägt den Titel
Iansenismi spectrum detectum („Das Ge-
spenst des Jansenismus enthüllt“ ; Wien
o.J. [ca. 1772] ; vgl. Müller 1959, 46
Anm. 138). In diesem Werk, das auch
ins Deutsche und Italienische übersetzt
wurde, versucht er nachzuweisen, dass
manche Aussagen zur Gnadenlehre, deren Vertreter als Jansenisten verketzert wür-
den, in Wahrheit altes christliches Erbe seien (Gelmi 1984, 207).
Wirkmächtiger war indes seine über 300 Seiten starke Regula cleri ex sacris litte-
ris, sanctorum patrum monumentis ecclesiasticisque sanctionibus excerpta („Richtlinie
für den Klerus, der Heiligen Schrift, den Zeugnissen der heiligen Väter und den
kirchlichen Vorschriften entnommen“ ; o.O. 1784). Ihre Entstehung hängt mit der
Einrichtung der Generalseminare durch Joseph II. zusammen. Als Spaur, dem die
Seelsorge und die Ausbildung der dazu Bestellten ein großes Anliegen waren, in ei-
nem Erlass vom 30. März 1783 jeglicher Einfluss auf das Innsbrucker Generalsemi-
nar genommen wurde, setzte er stattdessen durch, dass die angehenden Kleriker da-
nach eine Zeit in einem Diözesanpriesterhaus in Brixen verbringen durften (Gelmi
2007, 146). Was ihm dabei wichtig erschien, hielt er in der Regula fest, die in
zehn Kapiteln folgende Themen abhandelt : Zugang zum geistlichen Stand, dessen
Ziel, mögliche Hindernisse, für alle Kleriker verbindliche Pflichten und Übungen,
besondere Pflichten verschiedener geistlicher Funktionsträger, Mittel zur persönli-
chen Vervollkommnung und zum ewigen Heil, tägliche, monatliche und jährliche
Exerzitien, die richtige Art, Gottes würdig zu leben.
Inhaltliche Grundlage der Regula ist ein tridentinisches Priesterbild, das in
erster Linie Frömmigkeit und Vorbildwirkung des Geistlichen betont. In diesem
Sinne übt Spaur etwa Kritik an der großen Zahl von Theologiestudenten, die für
Abb. 164: Joseph von Spaur (Öl auf Leinwand,
18. Jh.).
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322