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Medizin 1047
Dissertationen ;
Thesen
er vom Roveretaner Bartolomeo Battisti, einem Medizinstudenten im ersten Jahr,
verteidigen ließ. Im ersten Teil (1–49) wird zunächst der Ursprung der Medizin
behandelt, dann ihre Geschichte und schließlich die Ursachen des medizinischen
Fortschritts, im zweiten (49–71) wird die Einteilung der Medizin in verschiedene
Teildisziplinen dargestellt ; außerdem werden die Prinzipien der Heilkunst erklärt.
Dabei erhebt Menghin die Forderung, dass ein Arzt auch Philosoph sein müsse,
der sich allerdings nicht in metaphysischen Feinheiten verlieren dürfe, da diese die
Medizin mehr trübten als erhellten. Stattdessen solle sich ein Arzt in Anatomie,
Physik, Hydraulik, Hydrostatik, Optik, Chemie u.Ä. auskennen. Im dritten und
letzten Teil (71–97) erörtert Menghin die Grundsätze der Physiologie und legt so-
mit die Grundlage für die weiteren Exercitationes, die in den nächsten Jahren folgen
sollten : Exercitatio physiologica altera de praeparatione alimentorum („Zweite phy-
siologische Übung über die Zubereitung der Speisen“ ; Innsbruck 1777), Exercitatio
physiologica de manducatione et deglutitione („Physiologische Übung über das Kauen
und Schlucken“ ; Innsbruck 1779) und Exercitatio physiologica quarta de prima in-
gestorum mutatione („Vierte physiologische Übung über die erste Umwandlung der
eingenommenen Nahrung“ ; Innsbruck 1781). In seinen Ansichten orientierte sich
Menghin stark an Herman Boerhaave, Albrecht von Haller, Gerard van Swieten
und Anton von Störck und konnte deren Thesen zu einer anschaulichen und syste-
matischen Darstellung verarbeiten.
Nicht nur Professoren, sondern auch Studenten schrieben und veröffentlichten
lat. Dissertationen. Die Dissertationsdrucke werden in dieser Epoche viel nüch-
terner, als sie es etwa noch um die Mitte des 18. Jhs. waren : Lange vorgelagerte
Widmungsepisteln werden immer seltener, oft sind sie durch ein einziges Wid-
mungsblatt ersetzt ; Gratulationsgedichte verschwinden gänzlich. Ein fester Be-
standteil bleibt hingegen, auch noch in späterer Zeit, ein Verzeichnis der Thesen,
üblicherweise 20 bis 30 an der Zahl, die der Kandidat verteidigen sollte. Darin
finden sich immer wieder auch Thesen, welche allgemeine Erziehungs-, Rechts-
und Sanitätsfragen betreffen. Joseph Schotter behandelt in der 25. These seines
Specimen inaugurale de motu chyli („Antrittsdissertation über den Kreislauf der
Lymphflüssigkeit“ ; Innsbruck 1782) die nur scheinbar angeschlagene Gesundheit
von Gebärenden, die sich dadurch vom Stillen ihrer Kinder nicht abhalten lassen
dürften, v.a. da das Stillen positive Auswirkungen auf ihren Zustand haben könne.
Frauenkrankheiten sind auch ein Thema in Franz Widmayrsfelds (s.u.) Disserta-
tio inauguralis medica de temperamentis („Medizinische Inauguraldissertation über
die Temperamente“ ; Innsbruck 1777) ; die vierte These lautet hier beispielsweise,
dass gesundheitliche Probleme der Frau infolge der Geburt kein Grund für eine
Eheauflösung seien. Als letztes Beispiel sei der Vorschlag von Josef Renn (s.u.) in
seiner Dissertatio inauguralis medica de urina („Medizinische Inauguraldissertation
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322