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1058 Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848
Dissertatio de
repraesentationis
iure
Andreas Alois
di Pauli
Inquisitio
criminalis Erbfolge bei Fehlen eines Testamentes“ ; Innsbruck 1780) analysiert. Ein weiterer
Autor, der sich diesem Thema noch während seines Jurastudiums in Innsbruck wid-
mete, war Philipp Wörndle (1755–1818), der später Berühmtheit erlangen sollte,
als er als Landessturmhauptmann in der Schlacht von Spinges am 2. April 1797 die
napoleonische Armee schlug (Wörndle 1894 ; Hirn 1909).
Wörndles Dissertatio de repraesentationis iure circa successionem universam („Er-
örterung über das Repräsentationsrecht für Universalerbfolge“ ; Innsbruck 1779)
behandelt das Recht von Kindern bereits verstorbener Geschwister eines Erblas-
sers, anstelle ihrer Eltern als Erben aufzutreten, nach dem Tiroler Statut. Wörndle
beginnt mit einem allgemeinen Überblick über das Thema, bei dem er besonders
die Unterschiede zwischen legitimen und illegitimen Kindern sowie zwischen dem
Erbrecht für Frauen und für Männer darstellt. Im Anschluss daran wird das ius
repraesentationis in den Bereichen Patronatsrecht, fideikommissarische Substitu-
tion und Lehensrecht behandelt. Wörndle setzt sich mit der komplizierten Materie
gründlich, wenn auch manchmal nicht sehr übersichtlich auseinander. Das Niveau
seines Werkes ist deutlich höher als das vergleichbarer studentischer Arbeiten aus
dieser Zeit.
Eine für das Tiroler Geistesleben der Epoche prägende Erscheinung außerhalb
der Universität war Andreas Alois di Pauli. Di Pauli wurde 1761 in Innsbruck ge-
boren, studierte ebendort Rechtswissenschaften und andere Fächer und erwarb in
Pavia das juristische Doktorat. 1786 wurde er Magistratsrat in Bozen. Ab 1790
nahm er als Vertreter am offenen Landtag teil und wurde mehrmals erfolgreich zu
Verhandlungen an den Wiener Hof entsandt. 1797 erhob man ihn in den Adels-
stand. Er wurde 1822 zum Landrechtspräsidenten der Steiermark ernannt, kehrte
aber 1824 als Präsident des Appellationsgerichtes nach Tirol zurück und wurde
zu einem großen Förderer des 1823 gegründeten Landesmuseums, das heute seine
1400 Bände umfassende Tirolensiensammlung, die Dipauliana, beherbergt. 1839
starb er in Innsbruck (Gasser 1, 80–83 ; di Pauli 1931).
Zu di Paulis weitgespannten Interessen – er verfasste u.a. auf Deutsch zahlreiche
landesgeschichtliche Werke – zählte auch die Rechtsgeschichte. Seine wichtigste
und dabei eine recht ungewöhnliche Arbeit auf diesem Gebiet ist die Inquisitio
criminalis contra Dominum Gulielmum Bienner […] ex actis originalibus in compen-
dium redacta cum sylloge documentorum („Kriminalprozess gegen Herrn Wilhelm
Biener […] auf Basis der Originalakten zu einer Kurzdarstellung zusammengefasst,
nebst einer Sammlung von Dokumenten“ ; TLMF, Dip. 971/7) : Es handelt sich um
eine 29 Paragraphen und 98 Seiten umfassende Rekonstruktion des Prozesses gegen
den ‚Märtyrer‘ unter den Tiroler Juristen, nämlich den Tiroler Kanzler Wilhelm
Biener, der 1651 wegen angeblicher Unterschlagung und Hochverrats zum Tode
verurteilt worden war (s. hier S. 590–591). Wie der Titel ankündigt, folgt di Pauli
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322