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TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
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Rechtswissenschaft 1069 Josephinismus Bartholomaei comitis de Lodron provisi capitularis contra imploratum sacerdotem ab Eyrle provisum apostolicum („Demütigste Darlegung im Falle des Bittstellers Graf Bartholomäus von Lodron, der vom Kapitel belehnt wurde, gegen den belangten Priester von Eyrle, der vom Heiligen Stuhl belehnt wurde“ ; TLMF, Dip. 411). Diese Eingabe lässt sich der den gravamina nahe stehenden Gattung der supplica- tiones („Bittschriften“ ; vgl. Schennach 2010, 447–481) zurechnen und ist so gewis- sermaßen ein kanonistisches Gegenstück zum oben besprochenen Schreiben des Trientner Stadtrats an Joseph  II. Inhaltlich geht es um die Besetzung eines vakanten Kanonikats in Trient. Eyrles im Titel genannter Konkurrent um diese Pfründe hatte sich an den Kaiser gewandt, der sie ihm in einem Reskript vom 19. Oktober 1789 zusprach. Eyrle versucht nun, den Kaiser zum Widerruf seiner Antwort zu bewegen – offenbar ohne Erfolg : Wie erwähnt, erhielt er sein Trientner Kanonikat erst 1794. Die Schrift beginnt mit einer ausführlichen Sachverhaltsdarstellung : Der vorherige Be- sitzer des betreffenden Kanonikates war Karl von Lodron. Als dieser schwer erkrankte, übertrug er die Pfründe auf Widerruf seinem Neffen Bartholomäus. Dieser ignorierte die Vorläufigkeit seiner Position, nahm das Benefiziat schon vor der sich anschließenden end- gültigen Wahl des neuen Domherren in Besitz und verweigerte Eyrle, der sich auch darum beworben hatte und vom Papst ernannt worden war, die Einsichtnahme in die Unterlagen. Schließlich wurde er vom Kapitel gewählt, und der Kaiser sprach ihm das Kanonikat zu (1–13). Anschließend werden die rechtlichen Argumente für die Nichtigkeit der Wahl des Grafen aufgezählt. Am wichtigsten ist der Verstoß gegen die sogenannte regula de viginti („Regel der 20 [Tage]“), die besagt, dass ein Kanonikat vakant ist, wenn der vorige Inhaber früher als 20 Tage nach seinem Verzicht darauf stirbt. Zudem, so Eyrle, sei dies schon Lo- drons drittes Benefiziat, obwohl dieser für ein solches Amt eigentlich noch viel zu jung sei (13–33). Den Schluss macht eine Widerlegung der gegnerischen Argumente, unter denen v.a. die Tatsache schwer wiegt, dass Lodron vom Kapitel mit Stimmenmehrheit gewählt wurde (33–39). Als Anhang folgt noch eine Abschrift des päpstlichen Briefes vom August 1789 (39–43). Die Schrift ist v.a. insofern von Interesse, als sie Einblick in die Praxis der Pfründen- besetzung Ende des 18. Jhs. und in das Agieren der beteiligten Instanzen gewährt. Dabei wird klar, wie energisch der josephinische Staat in kirchliche Angelegenhei- ten hineinregiert : Der Kaiser entscheidet den Streit um das Kanonikat nicht nur kurzerhand per Reskript, er zeigt sich auch gänzlich unbeeindruckt von der Tatsa- che, dass er sich damit in diametrale Opposition zum Papst begibt.
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TYROLIS LATINA Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
TYROLIS LATINA
Subtitle
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
Volume
2
Authors
Martin Korenjak
Florian Schaffenrath
Lav Šubarić
Editor
Karlheinz Töchterle
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78868-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
728
Keywords
Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
  2. Dichtung (Martin Korenjak) 620
  3. Theater (Stefan Tilg) 660
  4. Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
  5. Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
  6. Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
  7. Brief (Wolfgang Kofler) 788
  8. Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
  9. Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
  10. Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
  11. Medizin (Lukas Oberrauch) 862
  12. Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
  13. Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
  14. Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
  15. Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
  16. Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
  17. Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
  18. Brief (Wolfgang Kofler) 989
  19. Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
  20. Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
  21. Medizin (Lav Šubarić) 1046
  22. Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
  23. Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
  24. Dichtung (Stefan Tilg) 1079
  25. Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
  26. Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
  27. Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
  28. Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
  29. Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
  30. Index nominum (Johanna Luggin) 1271
  31. Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
  32. Index rerum (Johanna Luggin) 1310
  33. Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322
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