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1118 Von der Revolution 1848 bis heute
Medulla theologiae
dogmaticae
Ferdinand
Stentrup
Straub,
De ecclesia Christi Die 1880 in Innsbruck und Paris erschienene Medulla theologiae dogmaticae
(„Herzstück der dogmatischen Theologie“) bestätigt dieses Urteil schon durch ihre
äußere Aufmachung. Die meisten Kapitel bestehen aus einer fett gedruckten thesis
(„Behauptung“), auf die eine mit Zitaten reich ausgestattete, doch kaum eigen-
ständige Ansichten enthaltende demonstratio („Darlegung“) folgt. Dabei betont der
Konvertit eindringlich die Wichtigkeit des Glaubens als Voraussetzung dafĂĽr, Theo-
logie zu betreiben.
Seit 1867 unterrichtete auch Ferdinand Stentrup (1831–1898) aus Münster in
Westfalen in Innsbruck Dogmatik. Auch er bewegte sich im Rahmen der wieder
aufkommenden Scholastik, wodurch er auch die spätere Tradition der Innsbrucker
Theologie nachhaltig prägte. Das Hauptwerk des Germanikers und Schülers von
Carlo Passaglia SJ (1812–1887) sind seine insgesamt über 6000 Seiten umfassenden
Vorlesungen zur Dogmatik, die 1879–1889 in Innsbruck erschienen. Als besonders
vollendet gelten unter ihnen die Praelectiones dogmaticae de verbo incarnato („Dog-
matische Vorlesungen über das fleischgewordene Wort“ ; Innsbruck 1882–1889),
die eine je zweibändige Christologie und Soteriologie umfassen. Zum Verhältnis
zwischen Wissen und Glauben, einem der vielbearbeiteten Kernthemen im Umfeld
des Vatikanischen Konzils, äußert er sich in Gestalt einer ausführlichen Analyse
scholastischer Versuche, einen rationalen Zugang zum Glaubensakt zu finden ; Tra-
ditionalismus und Ontologismus kommen eher am Rande zur Sprache (vgl. Lakner
1958, 112–113, 122–124 ; Coreth 1995, 76). Ungeachtet seines grundsätzlich po-
sitiven Zugangs zur Dogmatik ermöglicht ihm ein apologetischer Ansatz mitunter
scharfe Formulierungen. Sein besonderes Missfallen erregt das Erlösungsverständ-
nis der Protestanten, mit dem er sich, wie die genaue Kenntnis der einschlägigen
Arbeiten von Albrecht Ritschl, Adolf von Harnack und anderen zeigt, grĂĽndlich
auseinandergesetzt hat und von dem er das der Katholiken v.a. dadurch abgrenzt,
dass er bei diesen ein nicht in erster Linie juridisches, sondern historisches Ver-
ständnis ortet (Teil 2, Bd. 1, 248).
1879 übernahm Anton Straub (1852–1931) aus Großbrockenheim (Rheinpfalz)
eine Innsbrucker Lehrkanzel fĂĽr Dogmatik, auch er ein Germaniker und seit 1878
Mitglied des Jesuitenordens. Einige wichtige lat. Veröffentlichungen, z.B. eine viel-
beachtete Studie ĂĽber den Glaubensakt (vgl. Lercher 1922), fallen in die Zeit nach
1901, als er Innsbruck wieder verlassen hatte, und sind daher an dieser Stelle nicht
zu berĂĽcksichtigen (vgl. Lakner 1958, 125 ; Coreth 1995, 88 ; BBKL 11, 24). Ein
direktes Zeugnis von Straubs Innsbrucker Lehre zum Thema Ekklesiologie sind
jedoch die zwei Bände De ecclesia Christi („Über die Kirche Christi“ ; Innsbruck
1912).6 Behandelt werden alle einschlägigen Fragen über die Kirche und über den
6 Vorarbeiten zu diesem Werk aus den Jahren 1890–1895 haben sich in der Hs. Gries, D 8° 117–1/2
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322