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1126 Von der Revolution 1848 bis heute
Cor Jesu
Herz Christi als
Realsymbol
Moral :
Hilarius Gatterer,
Compendium nenes dreibändiges Kalendarium der West- und Ostkirchen (Kalendarium manuale
utriusque Ecclesiae Orientalis et Occidentalis ; vgl. Abb. 174, 175), eine fĂĽr die dama-
lige Zeit herausragende Leistung, die auch der Annäherung zwischen den Kirchen
des Orients bzw. der slawischen Länder und Rom diente (Lakner 1958, 114–117 ;
Coreth 1995, 77 ; BBKL 14, 1314–1322). Daneben galt sein besonderes Interesse
jedoch zeitlebens der Verehrung des Herzen Jesu, die er historisch, theologisch und
kirchenrechtlich zu begrĂĽnden bemĂĽht war. Er machte sie zu einem seiner Haupt-
arbeitsgebiete und stiftete an der Innsbrucker Hohen Schule eine entsprechende
Tradition (Busch 1997, 167–171).
Stellvertretend für zahlreiche weitere Veröffentlichungen Nilles’ zum Herz-Jesu-
Kult soll die 1872 in Innsbruck erschienene, fĂĽr die Alumnen des Nikolaihauses
verfasste Schrift Cor Jesu divini redemptoris nostri caritatis symbolum („Das Herz
Jesu als Symbol der Liebe unseres göttlichen Erlösers“) vorgestellt werden. Der
Verfasser widmet sie Pius IX. zum 25. Jahrestag seines Pontifikats mit der Bitte,
das Herz-Jesu-Fest fĂĽr die gesamte Kirche zu einem Fest erster Klasse zu erheben
(III–IV). Als Begründung für seinen Wunsch führt Nilles an, man lebe in einer
politisch unruhigen Zeit. Damit verlieh er der fĂĽr seinen Orden bezeichnenden
pessimistischen Wahrnehmung der zeitgenössischen Wirklichkeit Ausdruck. In der
Herz-Jesu-Frömmigkeit sahen die Jesuiten eine Möglichkeit, Krisenerfahrungen zu
kompensieren, denn sie stand in dem Ruf, ein Trost der leidenden Kirche zu sein
(Busch 1997, 192–195).
Die dogmatische Grundlage des von Nilles vermittelten Verständnisses bildet
die gesamte Christologie (Meschler 1910, 52). Er versteht das Herz im physischen
Sinn, also als Körperteil Christi, das wegen der hypostatischen Union mit dem
Wort Verehrung verdiene und als Realsymbol der unbegrenzten Liebe Christi den
Menschen das Erkennen derselben durch Analogie ermögliche. Die Entsprechung
zwischen dem menschlichen Herzen und der Liebe besteht fĂĽr Nilles darin, dass
das Lieben zu dessen Natur gehöre (11–15 ; vgl. Meschler 1910, 33–35). Zum bes-
seren Verständnis darf auf Karl Rahners Theologie des Symbols verwiesen werden,
nach der jedes Seiende plural und folglich Ausdruck eines anderen ist. Das Symbol
entspringt somit nicht einem nachträglichen Verhältnis zwischen zwei verschiede-
nen Seienden, sondern ist Ausdruck einer ursprĂĽnglichen Einheit (Rahner 1959,
468–473).
Der Kapuzinerorden war gegen Ende des 19. Jhs. nicht nur, wie bereits auf-
gezeigt, auf dem Gebiet der Dogmatik, sondern auch in der Moraltheologie sehr
produktiv. Dies gilt z.B. für Hilarius Gatterer (1839–1899) aus Sexten, der 1872
als Lektor der Moraltheologie nach Meran kam. 1883 ernannte ihn der Trientner
Bischof zum Examinator für Beichtväter, von 1889 bis 1892 war er Provinzoberer.
Gatterer verfasste Traktate ĂĽber die Sakramente und ĂĽber kirchliche Strafen, meh-
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322