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1136 Von der Revolution 1848 bis heute
Exegese in Wilten :
Kortleitner
Werke
Heiligkeit im AT nis vom streng wissenschaftlichen Anspruch des Verfassers. Insgesamt handelt es
sich im Wesentlichen um eine deskriptive Aufbereitung des Materials ; mitunter
kommen durch die Wahl der Fragestellung indirekt aber auch interpretatorische
Ansätze zum Vorschein, etwa wenn Holzmeister mehrfach kurz auch auf den finis
(„Zweck“) des betreffenden Textes eingeht. Dies erfolgt dann jeweils in sehr an-
schaulicher, unmittelbar fasslicher Weise.
An der Hauslehranstalt des Stiftes Wilten lag die Zuständigkeit für die Exegese
seit 1888 beim Brixner Franz Xaver Kortleitner (1863–1939), der sich seine dies-
bezĂĽglichen Kenntnisse weitgehend als Autodidakt erworben hatte. Umso bemer-
kenswerter ist es, dass er 1935 aufgrund seiner Verdienste um die Auslegung des
AT sogar zum Konsultor der päpstlichen Bibelkommission berufen wurde (Grill/
Holzmann 1969 ; BBKL 6, 527–528).
Das Verzeichnis von Kortleitners lat. Werken umfasst rund 35 Titel, in der
Mehrzahl Monographien. Seine Arbeiten, die meist spezielle Themen aufgreifen
und auf profunder Kenntnis der zeitgenössischen Fachliteratur und älterer Exege-
ten beruhen, zeichnen sich durch groĂźen Materialreichtum aus und beziehen auch
Nachbarwissenschaften der Exegese wie Geschichte, Archäologie, Philologie und
Symbolik ein. Thematisch decken sie das gesamte Spektrum der Fragen ab, die zwi-
schen 1890 und 1939 in der Exegese des AT auftauchten. Die katholische Bibelwis-
senschaft betrachtete es damals als ihre wesentliche Aufgabe, Hypothesen, die auf
die Zerstörung der Autorität der Bibel abzielten, kritisch zu prüfen. Kortleitner tat
dies aus einer konservativen Grundeinstellung heraus, doch ohne engstirnige Apo-
logetik. Seine Werke fanden groĂźe Beachtung ; in Fachzeitschriften wurden sie ein-
gehend und fast durchwegs lobend besprochen. Viele Untersuchungen kreisen um
Mono- und Polytheismus, Kultgesetze und Sittlichkeit. Besonderen Beifall erhielt
seine Hermeneutica biblica („Biblische Hermeneutik“ ; Innsbruck 1923). Angesichts
der politischen Zeitumstände bemerkenswert ist eine 1937 erschienene Untersu-
chung mit dem Titel Religio Veteris Testamenti habitu et nationali et universali emi-
nuit („Die Religion des AT zeichnete sich durch zugleich nationalen und universa-
len Charakter aus“ ; Innsbruck 1937 ; vgl. Grill/Holzmann 1969, 279–290). Nach
Kortleitner hatte die Religion des AT ihrer Natur nach universalen Charakter und
war für alle Völker der Erde bestimmt. Es habe aber bestimmter Rücksichtnahmen
auf das Volk Israel bedurft, das bei ihrer Vermittlung als Werkzeug dienen sollte.
Von besonderem Interesse ist daneben noch Kortleitners vorletztes Werk, die
1939 in Innsbruck erschienene Untersuchung Quid sanctitas in Vetere Testamento
valeat („Zur Bedeutung des Begriffes der Heiligkeit im AT“). Die Studie ist gekenn-
zeichnet von einem mĂĽhsamen, doch mit subtilen Mitteln erfolgenden Ringen um
eine angemessene Definition, wobei zumal die einleitenden Bemerkungen zum
Tabu in asiatischen Kulturen überzeugen (9–10). Der Kernpunkt im Begriff göttli-
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322