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1138 Von der Revolution 1848 bis heute
Kirchenrecht :
Simon Aichner
Compendium iuris
ecclesiastici
Albert Mitterer Ein prominenter Vertreter des Kirchenrechts war Simon Aichner (1816–1910 ;
vgl. Farbtafel 22) aus Terenten. Der an der Universität Innsbruck und am Brixner
Seminar Ausgebildete und 1840 zum Priester Geweihte wurde 1852 als Professor
fĂĽr Kirchenrecht ans Priesterseminar berufen. 1882 wurde er Weihbischof und Ge-
neralvikar in Vorarlberg, 1884–1904 leitete er die Diözese Brixen als Fürstbischof
(Grass 1951, 211 ; Baur 1975, 34–41 ; Gelmi 1984, 248–253).
Aichner verfasste u.a. ein Compendium iuris ecclesiastici („Zusammenfassende
Darstellung des Kirchenrechtes“ ; Brixen 1862), das an der Universität Innsbruck
als Studienbehelf sehr verbreitet war. In diesem Werk, in dessen Untertitel er als
Zielgruppe v.a. den im Kaiserreich Österreich in der Seelsorge tätigen Klerus an-
fĂĽhrt, betont er nachdrĂĽcklich die Rechte der Kirche gegenĂĽber dem Staat (vgl.
Gelmi 2007, 190). Im Vorwort zur vierten Auflage 1874 schreibt er, das Buch sei
nicht nur ein Lehrmittel, sondern solle auch erfahrenen Geistlichen als Nachschla-
gewerk dienen. Er weist deutlich, u.a. durch die Zitation einschlägiger Äußerungen
von Pius IX., darauf hin, dass sein kirchenrechtliches Interesse durch die Sorge ĂĽber
die Zeitumstände, z.B. über die liberalem Geist entsprungenen konfessionellen Ge-
setze von 1868 (vgl. HdK 6,1, 539), mitbedingt ist. GrĂĽndliche Kenntnisse in die-
sem Bereich seien wichtig, um eine weitere Beschneidung der Rechte der Kirche
zu verhindern (III–IV). Das Compendium, für das Aichner 1865 das theologische
Ehrendoktorat der Universität Wien erhielt, erlebte zwölf Auflagen und fand bis
nach Amerika Verbreitung.12
Als praxisorientierter Leitfaden, der in erster Linie liturgische und kirchenrecht-
liche Gegenstände zum Inhalt hat, sei schließlich noch die Instructio pro ordinandis
examen praevium circa ordinem suscipiendum subituris („Anleitung für Weihekandi-
daten, welche die der Weihe vorausgehende Prüfung zu bestehen haben“ ; Brixen
1921) von Albert Mitterer (1887–1966) aus Schwaz genannt. Nach dem theolo-
gischen Studium in Brixen und Wien (Promotion 1919) lehrte Mitterer 1916–
1920 philosophisch-theologische Propädeutik, 1920–1923 Fundamentaltheologie,
1925–1940 christliche Philosophie in Brixen. Seit 1940 war er Professor für Fun-
damentaltheologie und Apologetik an der Universität Wien. In seinem Hauptar-
beitsgebiet, der Thomas-Forschung, publizierte er größtenteils in deutscher Sprache
(Baur 1975, 71–72). Mit der Instructio pro ordinandis legte er der Öffentlichkeit
den Inhalt mehrerer Vorlesungen vor, mit denen er auf eine Bestimmung des Codex
iuris canonici 1917 ĂĽber die Zulassungsvoraussetzungen zur Weihe reagiert hatte.
Im Vorwort zur zweiten Auflage von 1929 verweist er auf die groĂźe Akzeptanz des
12 Baur 1975, 36–37. Noch in seinem Todesjahr ergänzte es der Autor durch die in Zusammenarbeit
mit einem Arcangelo Carbonari publizierten Adnotationes in compendium iuris ecclesiastici („Anmer-
kungen zur zusammenfassenden Darstellung des Kirchenrechtes“ ; Trient 1910).
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322