Seite - 145 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4

Zur Geschichte Niederösterreichs. ie Grenzen der karolingischen Ostmark bildeten im Westen die Enns, im Osten der Wienerwald; im Norden und Süden der Donau waren dieselben jedoch iu den unermeßlichen Wald- und Berggründen unbestimmt. In dieser Mark, zu welcher auch der Trauugau gehörte, übte ein Grenz- oder Markgraf die politische nnd militärische Gewalt aus. Kirchliches Oberhaupt war der Bischof von Passau, dem seit 803 Bekehrung und Seelsorge zugewiesen waren und dessen Sprengel im Vertrage von 829 gegen jenen des Erzbischoss vou Salzburg dahin abgegrenzt wnrde, daß ein kleiner Theil im Südosten der Mark fortan zu Salzburg gehörte, welche kirchliche Eintheilnng sich bis auf Kaiser Josef II. erhielt. Der Sage uach soll schou Karl der Große in der Ostmark zwölf Pfarren errichtet haben. Sicher ist nur, daß mit der Ausbreitung des Christenthums und bei dem fort- währenden Znznge deutscher Ansiedler das Bedürfniß sich steigerte, Kirchen zu baueu und Psarren zu gründen, zumal Geistliche und Laien bei der Culturarbeit des Geistes und des Bodens eifrig waren uud „christliches Lebeu an der breit strömenden Donau fröhlich zu grünen" begann. Mit der Christianisirnng gingen Colonisirnng und Germanisirnng Hand in Hand. Znnächst war es das Donauthal, welches sich wie zur Zeit der Römer der Cultur wieder erschloß. Geistliche und Weltliche baierischen Stammes führten dasselbe unter fränkischer Oberhoheit unverdrossen und entsagungsvoll der christlich-germanischen Bildung zn und von hier aus drangen diese muthigen Culturträger unter den größten Mühen nnd Opfern in die abgelegenen Gegenden des Nordwaldes und der Alpen, wohin ihrer Rauheit wegen selten oder noch nie Menschen gekommen waren, vor. Wien und Niederösterreich. 10