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großen Räume behaglich stimmenden Gewvlbemalereien. Von kann« geringerer Bedeutung
als Melk ist das Chorherrenstift Klosternenburg, dessen Baulichkeiten aus sehr verschiedenen
Zeiten stammen. Im XVII. Jahrhundert wurde das jetzige ältere Conventsgebände errichtet,
von dem ein Theil, mit reich geschmückten Gewölben in den Gängen des oberen Stockwerkes,
noch benützt wird; damals ward auch das dreischissige mittelalterliche Gotteshaus umgebant
nach dem Muster der früher beschriebenen Kirchen mit Kapellen au de» Seite». Eiu völliger
Neubau des Couveutgebäudes erfolgte im XVIII. Jahrhundert. Eine im Stifte aufbewahrte
Zeichnung gibt Auskunft über die großen Absichten der Bauherren, welche infolge der
Unruhen nach dem Tode Karls VI. nicht ganz zur Ausführung kamen. Der vollendete Theil
ist eiu regelmäßiges Rechteck von großen Verhältnissen, uach außen durch zwei Kuppeln mit
dem Herzogshut und der Kaiserkrone weithin sichtbar. Am Eingange fesselt den Blick die
großartige Stiege, welche zu einem ovalen, iu Marmor ausgeführten Kuppelsaale führt; au
den Saal schließen sich die Kaiserzimmcr mit der Aussicht gegeu Wien. Über dem Haupt-
eiugauge liegt die Bibliothek, im gegenüberliegenden Flügel gegen die Donau die Prälatur.
Das Couveutgebäude zu Klosterueuburg ist etwas jünger als die Anlage des zweiten
großen Chorherreustiftes iu Niederösterreich, Herzogenburg. Der Architekt von Melk
schuf auch deil Plau zu diesem letzteren Stiftsbau, au welchem zwischen 1714 und 1740
gearbeitet wurde; etwas später entstand an Stelle eines kleinen gothischen Bauwerkes die
jetzige Kuppelkirche, deren Plau vou dem der meisten anderen Kirchen dieser Zeit abweicht.
Auch hier verhinderten ungünstige Zeitverhältnisse die Vollendung der ungemein weit-
läufigen Anlage der Ztiftsgebäude. Wen« schon das Project für den Bau von Herzogeuburg
über das wahre Bedürfniß hinausging, so ist das «och vielmehr der Fall mit dem
Benedictiuerstist Göttweig. Niemand wird ohne Staune» über so kühnes Wollen die weiten
Gänge, Treppen und Säle betreten oder vou außeu die gewaltigen Dimensionen des hoch-
gelegenen burgartigeu nnd thurmbewehrteu Gebäudes mit dem Auge messen; aber es ist
eine freudlose Großartigkeit, die nicht im Einklänge steht mit der Kahlheit der Ausstattung
nnd durch den Maugel feinerer Empfindung das Gefühl des Beschauers erkältet.
Das XIX. Jahrhundert.
Unser Jahrhundert zeigt das Land Niederösterreich architektonisch in vollster
Abhängigkeit von der Neichshauptstadt. Kirchen und Staatsbauten, Klöster uud Herren-
sitze, wie der gesammte Privatbau, alles trägt deu Stempel der Wiener Schnle.
Ans dem Felde der kirchliche» Architektur siud zunächst einige bedeutende Restaurations-
bauten hervorzuheben. In Klosterueuburg, wo seit 1836 zu dem Stiftshauptgebäude
durch de« Architekten Josef Koruhäusel uach deu etwas vereinfachte»Pläne» des kaiserliche»
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317