Seite - 264 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Bild der Seite - 264 -
Text der Seite - 264 -
2K4
und beherrscht in seiner isolirten Stellung auf offenem Felde nach allen Seiten weithin
die Gegend. Das Bauwerk war als vierfroutiges Bogenthor über der Kreuzuugsstelle
zweier Straßen errichtet, bestand demnach aus vier Pfeilern, die untereinander durch
Tonnengewölbe, über dein Kreuzungsvierecke der Straßen aber durch ein Kreuzgewölbe
verbunden waren. Unsere Abbildung zeigt die Ruine in ihrem gegenwärtigen Zustande.
Nur zwei Pfeiler ragen noch über den Feldboden empor und lassen mit dem erhaltenen
Ziegelgewölbe und den Gewölbeansätzen die ursprügliche Gesammtform erkennen, während
die äußere Bekleidung des ans Quadern und Gußwerk bestehenden Kernes des Baues
hente verschwunden ist. Ein großes Stück festen Gußwerkes liegt zur Seite des Thores,
das in seiner mächtigen Ausdehnung als ein werthvoller Rest römischer Monuinental-
architektnr uud römischer Größe in unserem Lande bezeichnet werden muß.
Ältere kirchliche Baudenkmale.
Niederösterreich ist mit kirchlichen Baudenkmalen aus älterer Zeit reich ausgestattet
und viele derselben sind von ganz hervorragender Bedeutung.
Der romanische Stil mit seiueu würdigen ernsten Formen, mit seiner basilicalen
Kirchenanlage kam in Niederösterreich erst nach Beginn des XI. Jahrhunderts zur Geltung,
behauptete sich aber alsdann bis zur Mitte des XIII. Jahrhunderts. Während dieser
zweieinhalb Jahrhunderte machte er auch hier die ihm eigenen Entwicklungsstadien uud
Wandlungen durch. Kirchliche Bauwerke aus der ersten Zeit dieses Stiles, die sich durch
schwerfällige Anlage, massige Formen nnd einfache Decoration charakterisiren, kennen wir
wenige. Vor allen ist als hierher gehörig zu nennen, abgesehen von einigen Resten an der
Pfarrkirche zu Petrouell und der schmnckloseu Kirche zu Maiersdorf, die kleine, einschiffige
Pfarrkirche zu Wilduugsmauer nnt ihrem viereckigen Chorraume und ausgeschmückt mit
eigenthümlich gebildeten Gewölbegurteucousoleu.
Der romanische Stil des XII. Jahrhunderts, der iu uuseren Gegenden während
desselben in seine Blütezeit trat, kennzeichnet seine Kirchenbauten, abgehend von den
bisherigen derben Gestaltungen, als weit zierlichere und großartig angelegte Schöpfungen.
Als dieser Zeit angehörend müssen wir zunächst zwei mächtige Bauten hervorheben, die
wenngleich noch bestehend, doch zum größten Theile durch späteres Mauerwerk verdeckt
siud. Es sind dies die Stiftskirchen zu St. Pölteu uud Klvsterueuburg. Die erstere, jetzt
Domkirche, aus der ersten Hälfte des XII. Jahrhunderts stammend und 115(1 geweiht,
war eiue Pfeilerbafilica ohne Querschiff mit erhöhtem Mittelschiffe und zweithürmiger
Anlage an der Fa^ade, mit halbrnnder Hanptapsis und zwei Nebenapsiden, davon die
rechtseitige noch in ihrer ursprünglichen Gestaltung erhalten ist. Die zwischen 1114
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317