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Das Ooralpenland.
Wenn der Wienerwald, wie es seine natürliche Beschaffenheit mit sich bringt, an
der Triesting und dem ihr westlich parallel rinnenden Gölsenbache seine südliche Grenze
findet, so wird man die unmittelbar an ihn reichende Berglandschaft, die mit ihren
wechselnden und wachsenden Höhen und ihren nach allen Richtungen verzweigten Thälern
in zunehmender Ausbreitung nach Ost und West bis an die Südgrenze des Landes reicht,
mit dem Namen Voralpenland bezeichnen dürfen, wobei allerdings gestattet sein muß,
auch einen Theil der Alpen einznbeziehen, die im Bereiche dieser Berglandschast ins Land
treten. Zur näheren Begrenzung gibt der Lauf der inner des Gebietes entspringenden
Flüsse und Bäche die sicherste Handhabe.
Von Ost nach West bezeichnen wir als znm Voralpenland gehörig das obere Thal
der Piesting mit seinen Quell- und Seitenthälern, den ganzen Lauf der Schwarza wie der
Pütteu mit ihren Seiteubächen bis zu ihrer Vereinigung als Leitha und die Zuflüsse der
Raab, das obere Gebiet der Traisen mit dem zur Gölseu ziehenden Hallbachthale, das
obere Gebiet der Bielach und Melk, das obere Gebiet der Erlas sowie das der Ibbs,
wozu endlich auch das rechtseitige Uferland des Ramingbaches zu rechne« ist, der an der
Südwestgrenze des Landes zur Euns geht.
Während der Wienerwald den« von Westen nach Wien Kommenden den Eindruck
einer schönen Umgebung der Hauptstadt durch seine grünen Matten, seine von Wald
strotzenden Höhen nnd die malerisch grnppirten Wohnstätten vermittelt, kann man dem
niederösterreichischen Voralpenlande, das nach den heutigen Verkehrsverhältnissen nicht
minder zur Nachbarschaft von Wien gehört, mit gutem Grunde nachsagen, daß es einen
Schatz von Naturschönheiten und landschaftlicher Besonderheit in sich berge, so reich und
mannigfaltig, wie er auf gleich geringem Flächenraum kaum irgendwo sich finden mag:
reizende Thalmulden mit dem Ausblick auf das Hochgebirge, mächtige Hochgipfel mit
dem Einblick ins Land und weit über dasselbe hinaus, lauschige Thalgründe, wo oft
stundenlang kein menschlicher Wohnsitz die Waldeinsamkeit unterbricht, und wieder offene
Thäler mit lebhaftem Verkehr und reicher Besiedeluug, tiefe Felsschluchten mit dem
donnernden Wiederhall der Sturzbäche, wald- und mattenumrandete Bergseen in den
tieferen Gründen des Hochgebirges, Sennhütten und Sommerweide auf den zahlreichen
der Almwirthschaft günstigen Höhen.
Nicht von allen diesen landschaftlichen Reizen läßt sich heute schon sagen, daß ihr
Genuß dem Naturfreunde leicht und bequem gemacht sei, trotz der Eisenbahnen, die ihre
Schienen schon weit hineinstrecken, und trotz des eifrigen Bemühens der Touristenvereine.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317