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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Seite - 219 -
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219 Geburt, Hochzeit und Tod. An diese drei wichtigsten Familienereignisse knüpft sich eine entsprechende Zahl eigenthümlicher, oft uralter Bräuche und Meinungen, welche den Charakter unseres Volkes treu wiederspiegeln. Während dieJahresbräuche dasselbe vielfach im öffentlichen, namentlich aber im wirthschaftlichen Leben uns vorgeführt haben, treten wir nun eigentlich in die Familie ein und lernen ihre Freuden und Leiden näher kennen. Winkt in einer Familie das Elternglück, so denken beide Eheleute „ehzeitig" ans „G'v at terbit ten". Sie haben bald unter ihren „Freunden" und Bekannten ein Paar ehrsame, hausgesessene Leute gefunden und brauchen eine Zurückweisung seitens derselben nicht zu fürchten. Denn aus der Taufe hebe» heißt allgemein „das gute" oder „das christliche" Werk, welches Niemand ausschlägt, am allerwenigsten Armen gegenüber; man baut sich durch Übernahme desselben „einen Staffel in den Himmel". Es gilt als eine ganz besondere Auszeichnung für einen Pathen, so viele Gödenkinder zu haben, daß sie ihn einst zu Grabe tragen können. Ist nun das Kind geboren, so zieht der Vater sein aller- schönstes Gewand an und holt die Gödenlente zur Taufe. Früher that er das nicht, ohne den „Gödeustecken", das ist den Rohrstock mit dem Silber- oder Beinknopfe, zur Hand zu nehmen. In seiner Freude warf er denselben im Hause des Gevatters erst zur Stubenthür hinein, ehe er selbst eintrat, hob ihn auf und wiederholte dieses Manöver, wenn er Vater eines Knaben geworden war, dreimal, bei Zwillingen mehrere, ja viele Male. Im Abbsthal sprach er beim Eintritte folgende originelle Verse: „Unter der Hütt'n, ober der Hntt'n — I waar' halt da von weg n 's G'vatterbitt'n; Thats mi nit auslacha, Müaßts ma an recht an großen Laringschmalz macha," Auch ließ er beim Weggehen den Gödenstecken in des Gevatters Stube zurück — eiue stumme Aufforderung, daß dieser bald Gelegenheit zum Gegendienste bieten möge. Dies geschah indeß oft anch scherzweise dort, wo kein Nachwuchs zu hoffen war. Die Gevattersleute empfangen den Mann als einen Ehrengast wie keinen andern, reichen ihm den Gevattertruuk (im Weinlande) und kochen ihm den bei dieser Gelegenheit üblichen „Oaringschmalz". (Noch vielerorts gebräuchlich, besonders im V. O. W. W.) Dem Tänsling wird vom Pathen das „Krösengeld" (Ehrisamgeld) eingebunden (mit „einge- fascht"), in der Regel ein Silberstück und einige (drei) kleine Kupfermünzen, welche in der Taufe mitgeweiht werden. Die letzteren (früher Pfennige) sind noch jetzt im Wienerwalde unter dem Namen „Schnattergeld" bekannt; sie werden beigegeben, damit das Kind leicht
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Band
4
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.75 x 26.17 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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